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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.

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Faust
In dieser Armuth welche Fülle!
In diesem Kerker welche Seligkeit!

Er wirft sich auf den ledernen Sessel am Bette.
O nimm mich auf, der du die Vorwelt schon
Bey Freud' und Schmerz in offnen Arm em-
pfangen!
Wie oft, ach! hat an diesem Väter-Thron
Schon eine Schaar von Kindern rings gehan-
gen!
Vielleicht hat, dankbar für den heil'gen Christ,
Mein Liebchen hier, mit vollen Kinderwangen,
Dem Ahnherrn fromm die welke Hand geküßt.
Ich fühl', o Mädchen, deinen Geist
Der Füll' und Ordnung um mich säuseln,
Der mütterlich dich täglich unterweis't,
Den Teppich auf den Tisch dich reinlich brei-
ten heißt,
Sogar den Sand zu deinen Füßen kräuseln.
O liebe Hand! so göttergleich!
Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich.
Und hier!

Er hebt einen Bettvorhang auf.
Fauſt
In dieſer Armuth welche Fülle!
In dieſem Kerker welche Seligkeit!

Er wirft ſich auf den ledernen Seſſel am Bette.
O nimm mich auf, der du die Vorwelt ſchon
Bey Freud’ und Schmerz in offnen Arm em-
pfangen!
Wie oft, ach! hat an dieſem Väter-Thron
Schon eine Schaar von Kindern rings gehan-
gen!
Vielleicht hat, dankbar für den heil’gen Chriſt,
Mein Liebchen hier, mit vollen Kinderwangen,
Dem Ahnherrn fromm die welke Hand geküßt.
Ich fühl’, o Mädchen, deinen Geiſt
Der Füll’ und Ordnung um mich ſäuſeln,
Der mütterlich dich täglich unterweiſ’t,
Den Teppich auf den Tiſch dich reinlich brei-
ten heißt,
Sogar den Sand zu deinen Füßen kräuſeln.
O liebe Hand! ſo göttergleich!
Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich.
Und hier!

Er hebt einen Bettvorhang auf.
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[90/0100] Fauſt In dieſer Armuth welche Fülle! In dieſem Kerker welche Seligkeit! Er wirft ſich auf den ledernen Seſſel am Bette. O nimm mich auf, der du die Vorwelt ſchon Bey Freud’ und Schmerz in offnen Arm em- pfangen! Wie oft, ach! hat an dieſem Väter-Thron Schon eine Schaar von Kindern rings gehan- gen! Vielleicht hat, dankbar für den heil’gen Chriſt, Mein Liebchen hier, mit vollen Kinderwangen, Dem Ahnherrn fromm die welke Hand geküßt. Ich fühl’, o Mädchen, deinen Geiſt Der Füll’ und Ordnung um mich ſäuſeln, Der mütterlich dich täglich unterweiſ’t, Den Teppich auf den Tiſch dich reinlich brei- ten heißt, Sogar den Sand zu deinen Füßen kräuſeln. O liebe Hand! ſo göttergleich! Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich. Und hier! Er hebt einen Bettvorhang auf.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/100>, abgerufen am 28.11.2024.