Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.Ein Fragment. Marthe. Komm du nur oft zu mir herüber, Und leg' den Schmuck hier heimlich an; Spatzier' ein Stündchen lang dem Spiegel- glas vorüber, Wir haben unser Freude dran; Und dann gibt's einen Anlaß, gibt's ein Fest, Wo man's so nach und nach den Leuten sehen läßt, Ein Kettchen erst, die Perle dann in's Ohr; Die Mutter sieht's wohl nicht, man macht ihr auch 'was vor. Margarethe. Wer konnte nur die beyden Kästchen bringen? Es geht nicht zu mit rechten Dingen! Es klopft. Margarethe. Ach Gott! mag das meine Mutter seyn? Marthe durch's Vorhängel guckend. Es ist ein fremder Herr -- Herein! Ein Fragment. Marthe. Komm du nur oft zu mir herüber, Und leg’ den Schmuck hier heimlich an; Spatzier’ ein Stündchen lang dem Spiegel- glas vorüber, Wir haben unſer Freude dran; Und dann gibt’s einen Anlaß, gibt’s ein Feſt, Wo man’s ſo nach und nach den Leuten ſehen läßt, Ein Kettchen erſt, die Perle dann in’s Ohr; Die Mutter ſieht’s wohl nicht, man macht ihr auch ’was vor. Margarethe. Wer konnte nur die beyden Käſtchen bringen? Es geht nicht zu mit rechten Dingen! Es klopft. Margarethe. Ach Gott! mag das meine Mutter ſeyn? Marthe durch’s Vorhängel guckend. Es iſt ein fremder Herr — Herein! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0113" n="103"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Fragment</hi>.</fw><lb/> <sp who="#MART"> <speaker><hi rendition="#g">Marthe</hi>.</speaker><lb/> <p>Komm du nur oft zu mir herüber,<lb/> Und leg’ den Schmuck hier heimlich an;<lb/> Spatzier’ ein Stündchen lang dem Spiegel-<lb/> glas vorüber,<lb/> Wir haben unſer Freude dran;<lb/> Und dann gibt’s einen Anlaß, gibt’s ein Feſt,<lb/> Wo man’s ſo nach und nach den Leuten ſehen<lb/> läßt,<lb/> Ein Kettchen erſt, die Perle dann in’s Ohr;<lb/> Die Mutter ſieht’s wohl nicht, man macht ihr<lb/> auch ’was vor.</p> </sp><lb/> <sp who="#MARGA"> <speaker><hi rendition="#g">Margarethe</hi>.</speaker><lb/> <p>Wer konnte nur die beyden Käſtchen bringen?<lb/> Es geht nicht zu mit rechten Dingen!</p><lb/> <stage>Es klopft.</stage> </sp><lb/> <sp who="#MARGA"> <speaker><hi rendition="#g">Margarethe</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach Gott! mag das meine Mutter ſeyn?</p> </sp><lb/> <sp who="#MART"> <speaker> <hi rendition="#g">Marthe</hi> </speaker> <stage>durch’s Vorhängel guckend.</stage><lb/> <p>Es iſt ein fremder Herr — Herein!</p><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0113]
Ein Fragment.
Marthe.
Komm du nur oft zu mir herüber,
Und leg’ den Schmuck hier heimlich an;
Spatzier’ ein Stündchen lang dem Spiegel-
glas vorüber,
Wir haben unſer Freude dran;
Und dann gibt’s einen Anlaß, gibt’s ein Feſt,
Wo man’s ſo nach und nach den Leuten ſehen
läßt,
Ein Kettchen erſt, die Perle dann in’s Ohr;
Die Mutter ſieht’s wohl nicht, man macht ihr
auch ’was vor.
Margarethe.
Wer konnte nur die beyden Käſtchen bringen?
Es geht nicht zu mit rechten Dingen!
Es klopft.
Margarethe.
Ach Gott! mag das meine Mutter ſeyn?
Marthe durch’s Vorhängel guckend.
Es iſt ein fremder Herr — Herein!
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