Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Faust
Mephistopheles.
Ist's nicht ein Mann, sey's derweil' ein Galan.
Es ist eine der größten Himmelsgaben,
So ein lieb Ding im Arm zu haben.
Margarethe.
Das ist des Landes nicht der Brauch.
Mephistopheles.
Brauch oder nicht! Es gibt sich auch.
Marthe.
Erzählt mir doch!
Mephistopheles.
Ich stand an seinem Sterbebette,
Es war was besser als von Mist,
Von halb gefaultem Stroh; allein er starb als
Christ,
Und fand, daß er weit mehr noch auf der
Zeche hätte.
Wie, rief er, muß ich mich von Grund aus
hassen,
So mein Gewerb, mein Weib so zu verlassen!
Fauſt
Mephiſtopheles.
Iſt’s nicht ein Mann, ſey’s derweil’ ein Galan.
Es iſt eine der größten Himmelsgaben,
So ein lieb Ding im Arm zu haben.
Margarethe.
Das iſt des Landes nicht der Brauch.
Mephiſtopheles.
Brauch oder nicht! Es gibt ſich auch.
Marthe.
Erzählt mir doch!
Mephiſtopheles.
Ich ſtand an ſeinem Sterbebette,
Es war was beſſer als von Miſt,
Von halb gefaultem Stroh; allein er ſtarb als
Chriſt,
Und fand, daß er weit mehr noch auf der
Zeche hätte.
Wie, rief er, muß ich mich von Grund aus
haſſen,
So mein Gewerb, mein Weib ſo zu verlaſſen!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0118" n="108"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Fau&#x017F;t</hi> </fw><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p>I&#x017F;t&#x2019;s nicht ein Mann, &#x017F;ey&#x2019;s derweil&#x2019; ein Galan.<lb/>
Es i&#x017F;t eine der größten Himmelsgaben,<lb/>
So ein lieb Ding im Arm zu haben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MARGA">
            <speaker><hi rendition="#g">Margarethe</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Das i&#x017F;t des Landes nicht der Brauch.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Brauch oder nicht! Es gibt &#x017F;ich auch.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MART">
            <speaker><hi rendition="#g">Marthe</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Erzählt mir doch!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ich &#x017F;tand an &#x017F;einem Sterbebette,<lb/>
Es war was be&#x017F;&#x017F;er als von Mi&#x017F;t,<lb/>
Von halb gefaultem Stroh; allein er &#x017F;tarb als<lb/>
Chri&#x017F;t,<lb/>
Und fand, daß er weit mehr noch auf der<lb/>
Zeche hätte.<lb/>
Wie, rief er, muß ich mich von Grund aus<lb/>
ha&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
So mein Gewerb, mein Weib &#x017F;o zu verla&#x017F;&#x017F;en!<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0118] Fauſt Mephiſtopheles. Iſt’s nicht ein Mann, ſey’s derweil’ ein Galan. Es iſt eine der größten Himmelsgaben, So ein lieb Ding im Arm zu haben. Margarethe. Das iſt des Landes nicht der Brauch. Mephiſtopheles. Brauch oder nicht! Es gibt ſich auch. Marthe. Erzählt mir doch! Mephiſtopheles. Ich ſtand an ſeinem Sterbebette, Es war was beſſer als von Miſt, Von halb gefaultem Stroh; allein er ſtarb als Chriſt, Und fand, daß er weit mehr noch auf der Zeche hätte. Wie, rief er, muß ich mich von Grund aus haſſen, So mein Gewerb, mein Weib ſo zu verlaſſen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/118
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/118>, abgerufen am 21.11.2024.