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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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Adelheid. Und desto eher, da wir hoffen können
der Kayser werde bald aus der Welt gehn, und
Carl sein treflicher Nachfolger majestätischere Ge-
sinnungen verspricht.
Weislingen Carl! Du hast eine große Jdee
von seinen Eigenschaften, fast sollte man denken
du sähst sie mit andern Augen.
Adelheid. Du beleidigst mich Weislingen.
Kennst du mich für das?
Weislingen. Jch sagte nichts dich zu beleidigen.
Aber schweigen kann ich nicht dazu. Carls unge-
wöhnliche Aufmerksamkeit für dich beunruhigt mich.
Adelheid. Und mein Betragen?
Weislingen. Du bist ein Weib. Jhr haßt
keinen der euch hofirt.
Adelheid. Aber ihr!
Weislingen. Es frißt mich am Herzen der
fürchterliche Gedanke! Adelheid!
Adelheid. Kann ich deine Thorheit kuriren.
Weislingen. Wenn du wolltest! Du könntest
dich vom Hof entfernen.
Adelheid. Sag Mittel und Art. Bist du nicht
bey Hof? Soll ich dich lassen und meine Freunde
um
L


Adelheid. Und deſto eher, da wir hoffen koͤnnen
der Kayſer werde bald aus der Welt gehn, und
Carl ſein treflicher Nachfolger majeſtaͤtiſchere Ge-
ſinnungen verſpricht.
Weislingen Carl! Du haſt eine große Jdee
von ſeinen Eigenſchaften, faſt ſollte man denken
du ſaͤhſt ſie mit andern Augen.
Adelheid. Du beleidigſt mich Weislingen.
Kennſt du mich fuͤr das?
Weislingen. Jch ſagte nichts dich zu beleidigen.
Aber ſchweigen kann ich nicht dazu. Carls unge-
woͤhnliche Aufmerkſamkeit fuͤr dich beunruhigt mich.
Adelheid. Und mein Betragen?
Weislingen. Du biſt ein Weib. Jhr haßt
keinen der euch hofirt.
Adelheid. Aber ihr!
Weislingen. Es frißt mich am Herzen der
fuͤrchterliche Gedanke! Adelheid!
Adelheid. Kann ich deine Thorheit kuriren.
Weislingen. Wenn du wollteſt! Du koͤnnteſt
dich vom Hof entfernen.
Adelheid. Sag Mittel und Art. Biſt du nicht
bey Hof? Soll ich dich laſſen und meine Freunde
um
L
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[161/0165] Adelheid. Und deſto eher, da wir hoffen koͤnnen der Kayſer werde bald aus der Welt gehn, und Carl ſein treflicher Nachfolger majeſtaͤtiſchere Ge- ſinnungen verſpricht. Weislingen Carl! Du haſt eine große Jdee von ſeinen Eigenſchaften, faſt ſollte man denken du ſaͤhſt ſie mit andern Augen. Adelheid. Du beleidigſt mich Weislingen. Kennſt du mich fuͤr das? Weislingen. Jch ſagte nichts dich zu beleidigen. Aber ſchweigen kann ich nicht dazu. Carls unge- woͤhnliche Aufmerkſamkeit fuͤr dich beunruhigt mich. Adelheid. Und mein Betragen? Weislingen. Du biſt ein Weib. Jhr haßt keinen der euch hofirt. Adelheid. Aber ihr! Weislingen. Es frißt mich am Herzen der fuͤrchterliche Gedanke! Adelheid! Adelheid. Kann ich deine Thorheit kuriren. Weislingen. Wenn du wollteſt! Du koͤnnteſt dich vom Hof entfernen. Adelheid. Sag Mittel und Art. Biſt du nicht bey Hof? Soll ich dich laſſen und meine Freunde um L

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/165>, abgerufen am 17.05.2024.