Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

Bild:
<< vorherige Seite


Adel, zusammen auf achtzig. Herausgeführt auf
die Ebne gegen Heilbronn. Das war ein Jubili-
rens und ein Tumultuirens von unsrigen wie die
lange Reih arme reiche Sünder daher zog, einan-
der ansturten, und die Erd und Himmel. Umringt
waren sie ehe sie sichs versahen, und all mit Spie-
sen niedergestochen.
Link. Daß ich nicht dabey war!
Metzler. Hab mein Tag so kein Gaudium ge-
habt.
Link. Fahrt zu! Heraus!
Bauer. Alles ist leer.
Link. So brennt an allen Ecken.
Metzler. Wird ein hübsch Feuergen geben.
Siehst du wie die Kerls übereinander purzelten und
quickten wie die Frösch! Es lief mir so warm übers
Herz wie ein Glas Brandtewein. Da war ein
Rixinger, wenn der Kerl sonst auf die Jagd ritt,
mit dem Federbusch und weiten Naslöchern, und
uns vor sich hertrieb mit den Hunden und wie die
Hunde. Jch hat ihn die Zeit nicht gesehen, sein
Fratzengesicht fiel mir recht auf. Hasch! den Spies
dem Kerl zwischen die Rippen, da lag er, streckt
alle Vier über seine Gesellen. Wie die Haasen beym
Treibjagen zuckten die Kerls über einander.

Link.


Adel, zuſammen auf achtzig. Herausgefuͤhrt auf
die Ebne gegen Heilbronn. Das war ein Jubili-
rens und ein Tumultuirens von unſrigen wie die
lange Reih arme reiche Suͤnder daher zog, einan-
der anſturten, und die Erd und Himmel. Umringt
waren ſie ehe ſie ſichs verſahen, und all mit Spie-
ſen niedergeſtochen.
Link. Daß ich nicht dabey war!
Metzler. Hab mein Tag ſo kein Gaudium ge-
habt.
Link. Fahrt zu! Heraus!
Bauer. Alles iſt leer.
Link. So brennt an allen Ecken.
Metzler. Wird ein huͤbſch Feuergen geben.
Siehſt du wie die Kerls uͤbereinander purzelten und
quickten wie die Froͤſch! Es lief mir ſo warm uͤbers
Herz wie ein Glas Brandtewein. Da war ein
Rixinger, wenn der Kerl ſonſt auf die Jagd ritt,
mit dem Federbuſch und weiten Nasloͤchern, und
uns vor ſich hertrieb mit den Hunden und wie die
Hunde. Jch hat ihn die Zeit nicht geſehen, ſein
Fratzengeſicht fiel mir recht auf. Haſch! den Spies
dem Kerl zwiſchen die Rippen, da lag er, ſtreckt
alle Vier uͤber ſeine Geſellen. Wie die Haaſen beym
Treibjagen zuckten die Kerls uͤber einander.

Link.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#MET">
          <p><pb facs="#f0175" n="171"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Adel, zu&#x017F;ammen auf achtzig. Herausgefu&#x0364;hrt auf<lb/>
die Ebne gegen Heilbronn. Das war ein Jubili-<lb/>
rens und ein Tumultuirens von un&#x017F;rigen wie die<lb/>
lange Reih arme reiche Su&#x0364;nder daher zog, einan-<lb/>
der an&#x017F;turten, und die Erd und Himmel. Umringt<lb/>
waren &#x017F;ie ehe &#x017F;ie &#x017F;ichs ver&#x017F;ahen, und all mit Spie-<lb/>
&#x017F;en niederge&#x017F;tochen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIN">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Link.</hi> </speaker>
          <p>Daß ich nicht dabey war!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MET">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Metzler.</hi> </speaker>
          <p>Hab mein Tag &#x017F;o kein Gaudium ge-<lb/>
habt.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIN">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Link.</hi> </speaker>
          <p>Fahrt zu! Heraus!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#BAU">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Bauer.</hi> </speaker>
          <p>Alles i&#x017F;t leer.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIN">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Link.</hi> </speaker>
          <p>So brennt an allen Ecken.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MET">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Metzler.</hi> </speaker>
          <p>Wird ein hu&#x0364;b&#x017F;ch Feuergen geben.<lb/>
Sieh&#x017F;t du wie die Kerls u&#x0364;bereinander purzelten und<lb/>
quickten wie die Fro&#x0364;&#x017F;ch! Es lief mir &#x017F;o warm u&#x0364;bers<lb/>
Herz wie ein Glas Brandtewein. Da war ein<lb/>
Rixinger, wenn der Kerl &#x017F;on&#x017F;t auf die Jagd ritt,<lb/>
mit dem Federbu&#x017F;ch und weiten Naslo&#x0364;chern, und<lb/>
uns vor &#x017F;ich hertrieb mit den Hunden und wie die<lb/>
Hunde. Jch hat ihn die Zeit nicht ge&#x017F;ehen, &#x017F;ein<lb/>
Fratzenge&#x017F;icht fiel mir recht auf. Ha&#x017F;ch! den Spies<lb/>
dem Kerl zwi&#x017F;chen die Rippen, da lag er, &#x017F;treckt<lb/>
alle Vier u&#x0364;ber &#x017F;eine Ge&#x017F;ellen. Wie die Haa&#x017F;en beym<lb/>
Treibjagen zuckten die Kerls u&#x0364;ber einander.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Link.</fw><lb/>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0175] Adel, zuſammen auf achtzig. Herausgefuͤhrt auf die Ebne gegen Heilbronn. Das war ein Jubili- rens und ein Tumultuirens von unſrigen wie die lange Reih arme reiche Suͤnder daher zog, einan- der anſturten, und die Erd und Himmel. Umringt waren ſie ehe ſie ſichs verſahen, und all mit Spie- ſen niedergeſtochen. Link. Daß ich nicht dabey war! Metzler. Hab mein Tag ſo kein Gaudium ge- habt. Link. Fahrt zu! Heraus! Bauer. Alles iſt leer. Link. So brennt an allen Ecken. Metzler. Wird ein huͤbſch Feuergen geben. Siehſt du wie die Kerls uͤbereinander purzelten und quickten wie die Froͤſch! Es lief mir ſo warm uͤbers Herz wie ein Glas Brandtewein. Da war ein Rixinger, wenn der Kerl ſonſt auf die Jagd ritt, mit dem Federbuſch und weiten Nasloͤchern, und uns vor ſich hertrieb mit den Hunden und wie die Hunde. Jch hat ihn die Zeit nicht geſehen, ſein Fratzengeſicht fiel mir recht auf. Haſch! den Spies dem Kerl zwiſchen die Rippen, da lag er, ſtreckt alle Vier uͤber ſeine Geſellen. Wie die Haaſen beym Treibjagen zuckten die Kerls uͤber einander. Link.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/175
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/175>, abgerufen am 18.12.2024.