Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

Bild:
<< vorherige Seite


Götz. Suchtest du den Götz? Der ist lang hin.
Sie haben mich nach und nach verstümmelt, meine
Hand, meine Freyheit, Güter und guten Namen.
Mein Kopf was ist an dem? -- Was hört ihr
von Georgen? Jst Lerse nach Georgen?
Elisabeth. Ja Lieber! Richtet euch auf, es
kann sich vieles wenden.
Götz. Wen Gott niederschlägt, der richtet sich
selbst nicht auf. Jch weiß am besten was auf mei-
nen Schuldern liegt. Unglück bin ich gewohnt zu
dulden. Und jetzt ist's nicht Weislingen allein, nicht
die Bauern allein, nicht der Todt des Kaysers und
meine Wunden. -- Es ist alles zusammen. Mei-
ne Stunde ist kommen. Jch hoffte sie sollte seyn
wie mein Leben. Sein Will geschehe.
Elisabeth. Willt du nicht was essen?
Götz. Nichts meine Frau. Sieh wie die Sonne
draussen scheint.
Elisabeth. Ein schöner Frühlingstag.
Götz. Meine Liebe, wenn du den Wächter be-
reden könntest mich in sein klein Gärtgen zu lassen
auf eine halbe Stunde, daß ich der lieben Sonne
genösse,
N 5


Goͤtz. Suchteſt du den Goͤtz? Der iſt lang hin.
Sie haben mich nach und nach verſtuͤmmelt, meine
Hand, meine Freyheit, Guͤter und guten Namen.
Mein Kopf was iſt an dem? — Was hoͤrt ihr
von Georgen? Jſt Lerſe nach Georgen?
Eliſabeth. Ja Lieber! Richtet euch auf, es
kann ſich vieles wenden.
Goͤtz. Wen Gott niederſchlaͤgt, der richtet ſich
ſelbſt nicht auf. Jch weiß am beſten was auf mei-
nen Schuldern liegt. Ungluͤck bin ich gewohnt zu
dulden. Und jetzt iſt’s nicht Weislingen allein, nicht
die Bauern allein, nicht der Todt des Kayſers und
meine Wunden. — Es iſt alles zuſammen. Mei-
ne Stunde iſt kommen. Jch hoffte ſie ſollte ſeyn
wie mein Leben. Sein Will geſchehe.
Eliſabeth. Willt du nicht was eſſen?
Goͤtz. Nichts meine Frau. Sieh wie die Sonne
drauſſen ſcheint.
Eliſabeth. Ein ſchoͤner Fruͤhlingstag.
Goͤtz. Meine Liebe, wenn du den Waͤchter be-
reden koͤnnteſt mich in ſein klein Gaͤrtgen zu laſſen
auf eine halbe Stunde, daß ich der lieben Sonne
genoͤſſe,
N 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#ELI">
          <pb facs="#f0205" n="201"/>
          <fw place="top" type="header">
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </fw>
        </sp>
        <sp who="#GOETZ">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tz.</hi> </speaker>
          <p>Suchte&#x017F;t du den Go&#x0364;tz? Der i&#x017F;t lang hin.<lb/>
Sie haben mich nach und nach ver&#x017F;tu&#x0364;mmelt, meine<lb/>
Hand, meine Freyheit, Gu&#x0364;ter und guten Namen.<lb/>
Mein Kopf was i&#x017F;t an dem? &#x2014; Was ho&#x0364;rt ihr<lb/>
von Georgen? J&#x017F;t Ler&#x017F;e nach Georgen?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ELI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth.</hi> </speaker>
          <p>Ja Lieber! Richtet euch auf, es<lb/>
kann &#x017F;ich vieles wenden.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GOETZ">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tz.</hi> </speaker>
          <p>Wen Gott nieder&#x017F;chla&#x0364;gt, der richtet &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t nicht auf. Jch weiß am be&#x017F;ten was auf mei-<lb/>
nen Schuldern liegt. Unglu&#x0364;ck bin ich gewohnt zu<lb/>
dulden. Und jetzt i&#x017F;t&#x2019;s nicht Weislingen allein, nicht<lb/>
die Bauern allein, nicht der Todt des Kay&#x017F;ers und<lb/>
meine Wunden. &#x2014; Es i&#x017F;t alles zu&#x017F;ammen. Mei-<lb/>
ne Stunde i&#x017F;t kommen. Jch hoffte &#x017F;ie &#x017F;ollte &#x017F;eyn<lb/>
wie mein Leben. Sein Will ge&#x017F;chehe.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ELI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth.</hi> </speaker>
          <p>Willt du nicht was e&#x017F;&#x017F;en?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GOETZ">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tz.</hi> </speaker>
          <p>Nichts meine Frau. Sieh wie die Sonne<lb/>
drau&#x017F;&#x017F;en &#x017F;cheint.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ELI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth.</hi> </speaker>
          <p>Ein &#x017F;cho&#x0364;ner Fru&#x0364;hlingstag.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GOETZ">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tz.</hi> </speaker>
          <p>Meine Liebe, wenn du den Wa&#x0364;chter be-<lb/>
reden ko&#x0364;nnte&#x017F;t mich in &#x017F;ein klein Ga&#x0364;rtgen zu la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auf eine halbe Stunde, daß ich der lieben Sonne<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 5</fw><fw place="bottom" type="catch">geno&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0205] Goͤtz. Suchteſt du den Goͤtz? Der iſt lang hin. Sie haben mich nach und nach verſtuͤmmelt, meine Hand, meine Freyheit, Guͤter und guten Namen. Mein Kopf was iſt an dem? — Was hoͤrt ihr von Georgen? Jſt Lerſe nach Georgen? Eliſabeth. Ja Lieber! Richtet euch auf, es kann ſich vieles wenden. Goͤtz. Wen Gott niederſchlaͤgt, der richtet ſich ſelbſt nicht auf. Jch weiß am beſten was auf mei- nen Schuldern liegt. Ungluͤck bin ich gewohnt zu dulden. Und jetzt iſt’s nicht Weislingen allein, nicht die Bauern allein, nicht der Todt des Kayſers und meine Wunden. — Es iſt alles zuſammen. Mei- ne Stunde iſt kommen. Jch hoffte ſie ſollte ſeyn wie mein Leben. Sein Will geſchehe. Eliſabeth. Willt du nicht was eſſen? Goͤtz. Nichts meine Frau. Sieh wie die Sonne drauſſen ſcheint. Eliſabeth. Ein ſchoͤner Fruͤhlingstag. Goͤtz. Meine Liebe, wenn du den Waͤchter be- reden koͤnnteſt mich in ſein klein Gaͤrtgen zu laſſen auf eine halbe Stunde, daß ich der lieben Sonne genoͤſſe, N 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/205
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/205>, abgerufen am 25.11.2024.