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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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mit Freuden meiner Jugend. Wißt ihr noch, wie
ich mit dem Polacken Händel kriegte, dem ich sein
gepicht und gekräuselt Haar von ohngefähr mit dem
Ermel verwischte?
Weislingen. Es war bey Tische, und er stach
nach euch mit dem Messer.
Götz. Den schlug ich wacker aus dazumal,
und darüber wurdet ihr mit seinem Camerad zu
Unfried. Wir hielten immer redlich zusammen als
gute brave Jungens, dafür erkennte uns auch ie-
dermann.
(schenkt ein und bringts) Castor und
Pollux! Mir thats immer im Herzen wohl, wenn
uns der Margraf so zutrank.
Weisling. Der Bischoff von Würzburg hatte es
aufgebracht.
Götz. Das war ein gelehrter Herr, und da-
bey so leutselig. Jch erinnere mich seiner so lange
ich lebe, wie er uns liebkoste, unsere Eintracht lob-
te, und den Menschen glücklich pries, der ein Zwil-
lingsbruder seines Freund's wäre.
Weisling. Nichts mehr davon.
Götz. Warum nicht. Nach der Arbeit wüßt
ich nichts angenehmers, als mich des Vergangenen
zu
C


mit Freuden meiner Jugend. Wißt ihr noch, wie
ich mit dem Polacken Haͤndel kriegte, dem ich ſein
gepicht und gekraͤuſelt Haar von ohngefaͤhr mit dem
Ermel verwiſchte?
Weislingen. Es war bey Tiſche, und er ſtach
nach euch mit dem Meſſer.
Goͤtz. Den ſchlug ich wacker aus dazumal,
und daruͤber wurdet ihr mit ſeinem Camerad zu
Unfried. Wir hielten immer redlich zuſammen als
gute brave Jungens, dafuͤr erkennte uns auch ie-
dermann.
(ſchenkt ein und bringts) Caſtor und
Pollux! Mir thats immer im Herzen wohl, wenn
uns der Margraf ſo zutrank.
Weisling. Der Biſchoff von Wuͤrzburg hatte es
aufgebracht.
Goͤtz. Das war ein gelehrter Herr, und da-
bey ſo leutſelig. Jch erinnere mich ſeiner ſo lange
ich lebe, wie er uns liebkoſte, unſere Eintracht lob-
te, und den Menſchen gluͤcklich pries, der ein Zwil-
lingsbruder ſeines Freund’s waͤre.
Weisling. Nichts mehr davon.
Goͤtz. Warum nicht. Nach der Arbeit wuͤßt
ich nichts angenehmers, als mich des Vergangenen
zu
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[33/0037] mit Freuden meiner Jugend. Wißt ihr noch, wie ich mit dem Polacken Haͤndel kriegte, dem ich ſein gepicht und gekraͤuſelt Haar von ohngefaͤhr mit dem Ermel verwiſchte? Weislingen. Es war bey Tiſche, und er ſtach nach euch mit dem Meſſer. Goͤtz. Den ſchlug ich wacker aus dazumal, und daruͤber wurdet ihr mit ſeinem Camerad zu Unfried. Wir hielten immer redlich zuſammen als gute brave Jungens, dafuͤr erkennte uns auch ie- dermann. (ſchenkt ein und bringts) Caſtor und Pollux! Mir thats immer im Herzen wohl, wenn uns der Margraf ſo zutrank. Weisling. Der Biſchoff von Wuͤrzburg hatte es aufgebracht. Goͤtz. Das war ein gelehrter Herr, und da- bey ſo leutſelig. Jch erinnere mich ſeiner ſo lange ich lebe, wie er uns liebkoſte, unſere Eintracht lob- te, und den Menſchen gluͤcklich pries, der ein Zwil- lingsbruder ſeines Freund’s waͤre. Weisling. Nichts mehr davon. Goͤtz. Warum nicht. Nach der Arbeit wuͤßt ich nichts angenehmers, als mich des Vergangenen zu C

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/37>, abgerufen am 21.11.2024.