Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

Bild:
<< vorherige Seite


des Pferds Unart. Von allen Seiten ward er ge-
grüßt, und er dankte allen. Mit einer angenehmen
Gleichgültigkeit saß er droben, und mit Schmeich-
len und Drohen bracht er es endlich zum Thor her-
ein, der Liebetraut mit, und wenig Knechte.
Adelheid. Wie gefällt er dir?
Fräulein. Als mir nicht leicht ein Mann gefal-
len hat. Er glich dem Kayser hier
(deutet auf Ma-
ximilians Portrait)
als wenn er sein Sohn wäre.
Die Nase nur etwas kleiner, eben so freundliche
lichtbraune Augen, eben so ein blondes schönes
Haar, und gewachsen wie eine Puppe. Ein halb
trauriger Zug auf seinem Gesicht war so interessant.
Adelheid. Jch bin neugierig ihn zu sehen.
Fräulein. Das wär ein Herr für euch.
Adelheid. Närrin.
Fräulein. Kinder und Narren --
Liebetraut (kommt.)
Liebetraut. Nun gnädige Frau, was verdien
ich?
Adelheid. Hörner von deinem Weibe. Denn
nach dem zu rechnen, habt ihr schon manches Nach-
bars
E 4


des Pferds Unart. Von allen Seiten ward er ge-
gruͤßt, und er dankte allen. Mit einer angenehmen
Gleichguͤltigkeit ſaß er droben, und mit Schmeich-
len und Drohen bracht er es endlich zum Thor her-
ein, der Liebetraut mit, und wenig Knechte.
Adelheid. Wie gefaͤllt er dir?
Fraͤulein. Als mir nicht leicht ein Mann gefal-
len hat. Er glich dem Kayſer hier
(deutet auf Ma-
ximilians Portrait)
als wenn er ſein Sohn waͤre.
Die Naſe nur etwas kleiner, eben ſo freundliche
lichtbraune Augen, eben ſo ein blondes ſchoͤnes
Haar, und gewachſen wie eine Puppe. Ein halb
trauriger Zug auf ſeinem Geſicht war ſo intereſſant.
Adelheid. Jch bin neugierig ihn zu ſehen.
Fraͤulein. Das waͤr ein Herr fuͤr euch.
Adelheid. Naͤrrin.
Fraͤulein. Kinder und Narren —
Liebetraut (kommt.)
Liebetraut. Nun gnaͤdige Frau, was verdien
ich?
Adelheid. Hoͤrner von deinem Weibe. Denn
nach dem zu rechnen, habt ihr ſchon manches Nach-
bars
E 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#FRAE">
          <p><pb facs="#f0075" n="71"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> des Pferds Unart. Von allen Seiten ward er ge-<lb/>
gru&#x0364;ßt, und er dankte allen. Mit einer angenehmen<lb/>
Gleichgu&#x0364;ltigkeit &#x017F;aß er droben, und mit Schmeich-<lb/>
len und Drohen bracht er es endlich zum Thor her-<lb/>
ein, der Liebetraut mit, und wenig Knechte.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Adelheid.</hi> </speaker>
          <p>Wie gefa&#x0364;llt er dir?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FRAE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
          <p>Als mir nicht leicht ein Mann gefal-<lb/>
len hat. Er glich dem Kay&#x017F;er hier</p>
          <stage>(deutet auf Ma-<lb/>
ximilians Portrait)</stage>
          <p>als wenn er &#x017F;ein Sohn wa&#x0364;re.<lb/>
Die Na&#x017F;e nur etwas kleiner, eben &#x017F;o freundliche<lb/>
lichtbraune Augen, eben &#x017F;o ein blondes &#x017F;cho&#x0364;nes<lb/>
Haar, und gewach&#x017F;en wie eine Puppe. Ein halb<lb/>
trauriger Zug auf &#x017F;einem Ge&#x017F;icht war &#x017F;o intere&#x017F;&#x017F;ant.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Adelheid.</hi> </speaker>
          <p>Jch bin neugierig ihn zu &#x017F;ehen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FRAE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
          <p>Das wa&#x0364;r ein Herr fu&#x0364;r euch.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Adelheid.</hi> </speaker>
          <p>Na&#x0364;rrin.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FRAE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
          <p>Kinder und Narren &#x2014;</p><lb/>
          <stage> <hi rendition="#b">Liebetraut (kommt.)</hi> </stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Liebetraut.</hi> </speaker>
          <p>Nun gna&#x0364;dige Frau, was verdien<lb/>
ich?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Adelheid.</hi> </speaker>
          <p>Ho&#x0364;rner von deinem Weibe. Denn<lb/>
nach dem zu rechnen, habt ihr &#x017F;chon manches Nach-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 4</fw><fw place="bottom" type="catch">bars</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0075] des Pferds Unart. Von allen Seiten ward er ge- gruͤßt, und er dankte allen. Mit einer angenehmen Gleichguͤltigkeit ſaß er droben, und mit Schmeich- len und Drohen bracht er es endlich zum Thor her- ein, der Liebetraut mit, und wenig Knechte. Adelheid. Wie gefaͤllt er dir? Fraͤulein. Als mir nicht leicht ein Mann gefal- len hat. Er glich dem Kayſer hier (deutet auf Ma- ximilians Portrait) als wenn er ſein Sohn waͤre. Die Naſe nur etwas kleiner, eben ſo freundliche lichtbraune Augen, eben ſo ein blondes ſchoͤnes Haar, und gewachſen wie eine Puppe. Ein halb trauriger Zug auf ſeinem Geſicht war ſo intereſſant. Adelheid. Jch bin neugierig ihn zu ſehen. Fraͤulein. Das waͤr ein Herr fuͤr euch. Adelheid. Naͤrrin. Fraͤulein. Kinder und Narren — Liebetraut (kommt.) Liebetraut. Nun gnaͤdige Frau, was verdien ich? Adelheid. Hoͤrner von deinem Weibe. Denn nach dem zu rechnen, habt ihr ſchon manches Nach- bars E 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/75
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/75>, abgerufen am 21.11.2024.