Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.Iphigenie auf Tauris Bezeugst du, daß du Agamemnons SohnUnd dieser Bruder bist? Orest. Hier ist das Schwert, Mit dem er Troja's tapfre Männer schlug. Dieß nahm ich seinem Mörder ab, und bath Die Himmlischen, den Muth und Arm, das Glück Des großen Königes mir zu verleihn, Und einen schönern Tod mir zu gewähren. Wähl' einen aus den Edlen deines Heers Und stelle mir den Besten gegen über. So weit die Erde Heldenlöhne nährt, Ist keinem Fremdling dieß Gesuch verweigert. Thoas. Dieß Vorrecht hat die alte Sitte nie Dem Fremden hier gestattet. Orest. So beginne Die neue Sitte denn von dir und mir! Iphigenie auf Tauris Bezeugſt du, daß du Agamemnons SohnUnd dieſer Bruder biſt? Oreſt. Hier iſt das Schwert, Mit dem er Troja’s tapfre Männer ſchlug. Dieß nahm ich ſeinem Mörder ab, und bath Die Himmliſchen, den Muth und Arm, das Glück Des großen Königes mir zu verleihn, Und einen ſchönern Tod mir zu gewähren. Wähl’ einen aus den Edlen deines Heers Und ſtelle mir den Beſten gegen über. So weit die Erde Heldenlöhne nährt, Iſt keinem Fremdling dieß Geſuch verweigert. Thoas. Dieß Vorrecht hat die alte Sitte nie Dem Fremden hier geſtattet. Oreſt. So beginne Die neue Sitte denn von dir und mir! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#THO"> <p><pb facs="#f0137" n="128"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Iphigenie auf Tauris</hi></fw><lb/> Bezeugſt du, daß du Agamemnons Sohn<lb/> Und dieſer Bruder biſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#ORE"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Oreſt</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Hier iſt das Schwert,</hi><lb/> Mit dem er Troja’s tapfre Männer ſchlug.<lb/> Dieß nahm ich ſeinem Mörder ab, und bath<lb/> Die Himmliſchen, den Muth und Arm, das<lb/> Glück<lb/> Des großen Königes mir zu verleihn,<lb/> Und einen ſchönern Tod mir zu gewähren.<lb/> Wähl’ einen aus den Edlen deines Heers<lb/> Und ſtelle mir den Beſten gegen über.<lb/> So weit die Erde <choice><sic>Heldenſöhue</sic><corr>Heldenlöhne</corr></choice> nährt,<lb/> Iſt keinem Fremdling dieß Geſuch verweigert.</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Thoas</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Dieß Vorrecht hat die alte Sitte nie<lb/> Dem Fremden hier geſtattet.</p> </sp><lb/> <sp who="#ORE"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Oreſt</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">So beginne</hi><lb/> Die neue Sitte denn von dir und mir!<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0137]
Iphigenie auf Tauris
Bezeugſt du, daß du Agamemnons Sohn
Und dieſer Bruder biſt?
Oreſt.
Hier iſt das Schwert,
Mit dem er Troja’s tapfre Männer ſchlug.
Dieß nahm ich ſeinem Mörder ab, und bath
Die Himmliſchen, den Muth und Arm, das
Glück
Des großen Königes mir zu verleihn,
Und einen ſchönern Tod mir zu gewähren.
Wähl’ einen aus den Edlen deines Heers
Und ſtelle mir den Beſten gegen über.
So weit die Erde Heldenlöhne nährt,
Iſt keinem Fremdling dieß Geſuch verweigert.
Thoas.
Dieß Vorrecht hat die alte Sitte nie
Dem Fremden hier geſtattet.
Oreſt.
So beginne
Die neue Sitte denn von dir und mir!
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