Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein Schauspiel.
Zu frischem Heldenlaufe neue Kraft.
Die Götter brauchen manchen guten Mann
Zu ihrem Dienst auf dieser weiten Erde.
Sie haben noch auf dich gezählt; sie gaben
Dich nicht dem Vater zum Geleite mit,
Da er unwillig nach dem Orkus ging.
Orest.
O wär' ich, seinen Saum ergreifend, ihm
Gefolgt.
Pylades.
So haben die, die dich erhielten,
Für mich gesorgt: denn was ich worden wäre,
Wenn Du nicht lebtest, kann ich mir nicht denken;
Da ich mit dir und deinetwillen nur
Seit meiner Kindheit leb' und leben mag.
Orest.
Erinnre mich nicht jener schönen Tage,
Da mir dein Haus die freye Stäte gab,
Dein edler Vater klug und liebevoll
Die halb erstarrte junge Blüthe pflegte;
Da du ein immer munterer Geselle,
Gleich einem leichten bunten Schmetterling[ - 1 Zeichen fehlt]
Ein Schauſpiel.
Zu friſchem Heldenlaufe neue Kraft.
Die Götter brauchen manchen guten Mann
Zu ihrem Dienſt auf dieſer weiten Erde.
Sie haben noch auf dich gezählt; ſie gaben
Dich nicht dem Vater zum Geleite mit,
Da er unwillig nach dem Orkus ging.
Oreſt.
O wär’ ich, ſeinen Saum ergreifend, ihm
Gefolgt.
Pylades.
So haben die, die dich erhielten,
Für mich geſorgt: denn was ich worden wäre,
Wenn Du nicht lebteſt, kann ich mir nicht denken;
Da ich mit dir und deinetwillen nur
Seit meiner Kindheit leb’ und leben mag.
Oreſt.
Erinnre mich nicht jener ſchönen Tage,
Da mir dein Haus die freye Stäte gab,
Dein edler Vater klug und liebevoll
Die halb erſtarrte junge Blüthe pflegte;
Da du ein immer munterer Geſelle,
Gleich einem leichten bunten Schmetterling[ – 1 Zeichen fehlt]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#PYL">
              <p><pb facs="#f0048" n="39"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schau&#x017F;piel</hi>.</fw><lb/>
Zu fri&#x017F;chem Heldenlaufe neue Kraft.<lb/>
Die Götter brauchen manchen guten Mann<lb/>
Zu ihrem Dien&#x017F;t auf die&#x017F;er weiten Erde.<lb/>
Sie haben noch auf dich gezählt; &#x017F;ie gaben<lb/>
Dich nicht dem Vater zum Geleite mit,<lb/>
Da er unwillig nach dem Orkus ging.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ORE">
              <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Ore&#x017F;t</hi>.</hi> </speaker><lb/>
              <p>O wär&#x2019; ich, &#x017F;einen Saum ergreifend, ihm<lb/>
Gefolgt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#PYL">
              <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Pylades</hi>.</hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">So haben die, die dich erhielten,</hi><lb/>
Für <hi rendition="#g">mich</hi> ge&#x017F;orgt: denn was ich worden wäre,<lb/>
Wenn Du nicht lebte&#x017F;t, kann ich mir nicht denken;<lb/>
Da ich mit dir und deinetwillen nur<lb/>
Seit meiner Kindheit leb&#x2019; und leben mag.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ORE">
              <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Ore&#x017F;t</hi>.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Erinnre mich nicht jener &#x017F;chönen Tage,<lb/>
Da mir dein Haus die freye Stäte gab,<lb/>
Dein edler Vater klug und liebevoll<lb/>
Die halb er&#x017F;tarrte junge Blüthe pflegte;<lb/>
Da du ein immer munterer Ge&#x017F;elle,<lb/>
Gleich einem leichten bunten Schmetterling<gap unit="chars" quantity="1"/><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0048] Ein Schauſpiel. Zu friſchem Heldenlaufe neue Kraft. Die Götter brauchen manchen guten Mann Zu ihrem Dienſt auf dieſer weiten Erde. Sie haben noch auf dich gezählt; ſie gaben Dich nicht dem Vater zum Geleite mit, Da er unwillig nach dem Orkus ging. Oreſt. O wär’ ich, ſeinen Saum ergreifend, ihm Gefolgt. Pylades. So haben die, die dich erhielten, Für mich geſorgt: denn was ich worden wäre, Wenn Du nicht lebteſt, kann ich mir nicht denken; Da ich mit dir und deinetwillen nur Seit meiner Kindheit leb’ und leben mag. Oreſt. Erinnre mich nicht jener ſchönen Tage, Da mir dein Haus die freye Stäte gab, Dein edler Vater klug und liebevoll Die halb erſtarrte junge Blüthe pflegte; Da du ein immer munterer Geſelle, Gleich einem leichten bunten Schmetterling_

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/48
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/48>, abgerufen am 21.11.2024.