nige lustige Stückchen zum Besten zu geben. Kaum hatte sie einige Tanzmelodieen gar aufregend abgeklimpert, so sprang sie in die Höhe; ich that das Gleiche. Sie spielte und tanzte; ich ward hingerissen ihre Schritte zu begleiten, und wir führten eine Art von kleinem Ballet auf, womit die Damen zufrie¬ den zu seyn schienen: denn sobald wir geen¬ digt, befahlen sie der Kleinen, mich derweil mit etwas Gutem zu erquicken, bis das Nachtessen herankäme. Ich hatte freylich vergessen, daß außer diesem Paradiese noch etwas anderes in der Welt wäre. Alerte führte mich sogleich in den Gang zurück, durch den ich hereingekommen war. An der Seite hatte sie zwey wohleingerichtete Zim¬ mer; in dem einen, wo sie wohnte, setzte sie mir Orangen, Feigen, Pfirschen und Trau¬ ben vor, und ich genoß sowohl die Früchte fremder Länder, als auch die der erst kom¬ menden Monate mit großem Appetit. Zucker¬ werk war im Ueberfluß; auch füllte sie einen
nige luſtige Stuͤckchen zum Beſten zu geben. Kaum hatte ſie einige Tanzmelodieen gar aufregend abgeklimpert, ſo ſprang ſie in die Hoͤhe; ich that das Gleiche. Sie ſpielte und tanzte; ich ward hingeriſſen ihre Schritte zu begleiten, und wir fuͤhrten eine Art von kleinem Ballet auf, womit die Damen zufrie¬ den zu ſeyn ſchienen: denn ſobald wir geen¬ digt, befahlen ſie der Kleinen, mich derweil mit etwas Gutem zu erquicken, bis das Nachteſſen herankaͤme. Ich hatte freylich vergeſſen, daß außer dieſem Paradieſe noch etwas anderes in der Welt waͤre. Alerte fuͤhrte mich ſogleich in den Gang zuruͤck, durch den ich hereingekommen war. An der Seite hatte ſie zwey wohleingerichtete Zim¬ mer; in dem einen, wo ſie wohnte, ſetzte ſie mir Orangen, Feigen, Pfirſchen und Trau¬ ben vor, und ich genoß ſowohl die Fruͤchte fremder Laͤnder, als auch die der erſt kom¬ menden Monate mit großem Appetit. Zucker¬ werk war im Ueberfluß; auch fuͤllte ſie einen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0141"n="125"/>
nige luſtige Stuͤckchen zum Beſten zu geben.<lb/>
Kaum hatte ſie einige Tanzmelodieen gar<lb/>
aufregend abgeklimpert, ſo ſprang ſie in die<lb/>
Hoͤhe; ich that das Gleiche. Sie ſpielte<lb/>
und tanzte; ich ward hingeriſſen ihre Schritte<lb/>
zu begleiten, und wir fuͤhrten eine Art von<lb/>
kleinem Ballet auf, womit die Damen zufrie¬<lb/>
den zu ſeyn ſchienen: denn ſobald wir geen¬<lb/>
digt, befahlen ſie der Kleinen, mich derweil<lb/>
mit etwas Gutem zu erquicken, bis das<lb/>
Nachteſſen herankaͤme. Ich hatte freylich<lb/>
vergeſſen, daß außer dieſem Paradieſe noch<lb/>
etwas anderes in der Welt waͤre. <hirendition="#g">Alerte</hi><lb/>
fuͤhrte mich ſogleich in den Gang zuruͤck,<lb/>
durch den ich hereingekommen war. An der<lb/>
Seite hatte ſie zwey wohleingerichtete Zim¬<lb/>
mer; in dem einen, wo ſie wohnte, ſetzte ſie<lb/>
mir Orangen, Feigen, Pfirſchen und Trau¬<lb/>
ben vor, und ich genoß ſowohl die Fruͤchte<lb/>
fremder Laͤnder, als auch die der erſt kom¬<lb/>
menden Monate mit großem Appetit. Zucker¬<lb/>
werk war im Ueberfluß; auch fuͤllte ſie einen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[125/0141]
nige luſtige Stuͤckchen zum Beſten zu geben.
Kaum hatte ſie einige Tanzmelodieen gar
aufregend abgeklimpert, ſo ſprang ſie in die
Hoͤhe; ich that das Gleiche. Sie ſpielte
und tanzte; ich ward hingeriſſen ihre Schritte
zu begleiten, und wir fuͤhrten eine Art von
kleinem Ballet auf, womit die Damen zufrie¬
den zu ſeyn ſchienen: denn ſobald wir geen¬
digt, befahlen ſie der Kleinen, mich derweil
mit etwas Gutem zu erquicken, bis das
Nachteſſen herankaͤme. Ich hatte freylich
vergeſſen, daß außer dieſem Paradieſe noch
etwas anderes in der Welt waͤre. Alerte
fuͤhrte mich ſogleich in den Gang zuruͤck,
durch den ich hereingekommen war. An der
Seite hatte ſie zwey wohleingerichtete Zim¬
mer; in dem einen, wo ſie wohnte, ſetzte ſie
mir Orangen, Feigen, Pfirſchen und Trau¬
ben vor, und ich genoß ſowohl die Fruͤchte
fremder Laͤnder, als auch die der erſt kom¬
menden Monate mit großem Appetit. Zucker¬
werk war im Ueberfluß; auch fuͤllte ſie einen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/141>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.