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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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nige lustige Stückchen zum Besten zu geben.
Kaum hatte sie einige Tanzmelodieen gar
aufregend abgeklimpert, so sprang sie in die
Höhe; ich that das Gleiche. Sie spielte
und tanzte; ich ward hingerissen ihre Schritte
zu begleiten, und wir führten eine Art von
kleinem Ballet auf, womit die Damen zufrie¬
den zu seyn schienen: denn sobald wir geen¬
digt, befahlen sie der Kleinen, mich derweil
mit etwas Gutem zu erquicken, bis das
Nachtessen herankäme. Ich hatte freylich
vergessen, daß außer diesem Paradiese noch
etwas anderes in der Welt wäre. Alerte
führte mich sogleich in den Gang zurück,
durch den ich hereingekommen war. An der
Seite hatte sie zwey wohleingerichtete Zim¬
mer; in dem einen, wo sie wohnte, setzte sie
mir Orangen, Feigen, Pfirschen und Trau¬
ben vor, und ich genoß sowohl die Früchte
fremder Länder, als auch die der erst kom¬
menden Monate mit großem Appetit. Zucker¬
werk war im Ueberfluß; auch füllte sie einen

nige luſtige Stuͤckchen zum Beſten zu geben.
Kaum hatte ſie einige Tanzmelodieen gar
aufregend abgeklimpert, ſo ſprang ſie in die
Hoͤhe; ich that das Gleiche. Sie ſpielte
und tanzte; ich ward hingeriſſen ihre Schritte
zu begleiten, und wir fuͤhrten eine Art von
kleinem Ballet auf, womit die Damen zufrie¬
den zu ſeyn ſchienen: denn ſobald wir geen¬
digt, befahlen ſie der Kleinen, mich derweil
mit etwas Gutem zu erquicken, bis das
Nachteſſen herankaͤme. Ich hatte freylich
vergeſſen, daß außer dieſem Paradieſe noch
etwas anderes in der Welt waͤre. Alerte
fuͤhrte mich ſogleich in den Gang zuruͤck,
durch den ich hereingekommen war. An der
Seite hatte ſie zwey wohleingerichtete Zim¬
mer; in dem einen, wo ſie wohnte, ſetzte ſie
mir Orangen, Feigen, Pfirſchen und Trau¬
ben vor, und ich genoß ſowohl die Fruͤchte
fremder Laͤnder, als auch die der erſt kom¬
menden Monate mit großem Appetit. Zucker¬
werk war im Ueberfluß; auch fuͤllte ſie einen

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[125/0141] nige luſtige Stuͤckchen zum Beſten zu geben. Kaum hatte ſie einige Tanzmelodieen gar aufregend abgeklimpert, ſo ſprang ſie in die Hoͤhe; ich that das Gleiche. Sie ſpielte und tanzte; ich ward hingeriſſen ihre Schritte zu begleiten, und wir fuͤhrten eine Art von kleinem Ballet auf, womit die Damen zufrie¬ den zu ſeyn ſchienen: denn ſobald wir geen¬ digt, befahlen ſie der Kleinen, mich derweil mit etwas Gutem zu erquicken, bis das Nachteſſen herankaͤme. Ich hatte freylich vergeſſen, daß außer dieſem Paradieſe noch etwas anderes in der Welt waͤre. Alerte fuͤhrte mich ſogleich in den Gang zuruͤck, durch den ich hereingekommen war. An der Seite hatte ſie zwey wohleingerichtete Zim¬ mer; in dem einen, wo ſie wohnte, ſetzte ſie mir Orangen, Feigen, Pfirſchen und Trau¬ ben vor, und ich genoß ſowohl die Fruͤchte fremder Laͤnder, als auch die der erſt kom¬ menden Monate mit großem Appetit. Zucker¬ werk war im Ueberfluß; auch fuͤllte ſie einen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/141>, abgerufen am 21.11.2024.