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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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auch die Pforte von neuem sichtbar seyn,
und ich werde mein Mögliches thun, das
Abenteuer wieder anzuknüpfen. Ob ich Euch
erzählen kann, was weiter begegnet, oder ob
es mir ausdrücklich verboten wird, weiß ich
nicht zu sagen.


Dieses Mährchen, von dessen Wahrheit
meine Gespielen sich leidenschaftlich zu über¬
zeugen trachteten, erhielt großen Beyfall. Sie
besuchten, Jeder allein, ohne es mir oder
den andern zu vertrauen, den angedeuteten
Ort, fanden die Nußbäume, die Tafel und
den Brunnen, aber immer entfernt von ein¬
ander: wie sie zuletzt bekannten, weil man
in jenen Jahren nicht gern ein Geheim¬
niß verschweigen mag. Hier ging aber der
Streit erst an. Der Eine versicherte: die
Gegenstände rückten nicht vom Flecke und blie¬
ben immer in gleicher Entfernung unter ein¬

auch die Pforte von neuem ſichtbar ſeyn,
und ich werde mein Moͤgliches thun, das
Abenteuer wieder anzuknuͤpfen. Ob ich Euch
erzaͤhlen kann, was weiter begegnet, oder ob
es mir ausdruͤcklich verboten wird, weiß ich
nicht zu ſagen.


Dieſes Maͤhrchen, von deſſen Wahrheit
meine Geſpielen ſich leidenſchaftlich zu uͤber¬
zeugen trachteten, erhielt großen Beyfall. Sie
beſuchten, Jeder allein, ohne es mir oder
den andern zu vertrauen, den angedeuteten
Ort, fanden die Nußbaͤume, die Tafel und
den Brunnen, aber immer entfernt von ein¬
ander: wie ſie zuletzt bekannten, weil man
in jenen Jahren nicht gern ein Geheim¬
niß verſchweigen mag. Hier ging aber der
Streit erſt an. Der Eine verſicherte: die
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ben immer in gleicher Entfernung unter ein¬

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[138/0154] auch die Pforte von neuem ſichtbar ſeyn, und ich werde mein Moͤgliches thun, das Abenteuer wieder anzuknuͤpfen. Ob ich Euch erzaͤhlen kann, was weiter begegnet, oder ob es mir ausdruͤcklich verboten wird, weiß ich nicht zu ſagen. Dieſes Maͤhrchen, von deſſen Wahrheit meine Geſpielen ſich leidenſchaftlich zu uͤber¬ zeugen trachteten, erhielt großen Beyfall. Sie beſuchten, Jeder allein, ohne es mir oder den andern zu vertrauen, den angedeuteten Ort, fanden die Nußbaͤume, die Tafel und den Brunnen, aber immer entfernt von ein¬ ander: wie ſie zuletzt bekannten, weil man in jenen Jahren nicht gern ein Geheim¬ niß verſchweigen mag. Hier ging aber der Streit erſt an. Der Eine verſicherte: die Gegenſtaͤnde ruͤckten nicht vom Flecke und blie¬ ben immer in gleicher Entfernung unter ein¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/154>, abgerufen am 17.05.2024.