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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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nicht blos Entwicklung; die verschiednen or¬
ganischen Systeme, die den Einen Menschen
ausmachen, entspringen aus einander, folgen
einander, verwandlen sich in einander, ver¬
drängen einander, ja zehren einander auf,
so daß von manchen Fähigkeiten, von man¬
chen Kraftäußerungen, nach einer gewissen
Zeit, kaum eine Spur mehr zu finden ist.
Wenn auch die menschlichen Anlagen im Gan¬
zen eine entschiedene Richtung haben, so wird
es doch dem größten und erfahrensten Kenner
schwer seyn, sie mit Zuverlässigkeit voraus
zu verkünden; doch kann man hinterdrein
wohl bemerken, was auf ein Künftiges hin¬
gedeutet hat.

Keinesweges gedenke ich daher in diesen
ersten Büchern meine Jugendgeschichten völlig
abzuschließen, sondern ich werde vielmehr noch
späterhin manchen Faden aufnehmen und
fortleiten, der sich unbemerkt durch die ersten
Jahre schon hindurchzog. Hier muß ich

nicht blos Entwicklung; die verſchiednen or¬
ganiſchen Syſteme, die den Einen Menſchen
ausmachen, entſpringen aus einander, folgen
einander, verwandlen ſich in einander, ver¬
draͤngen einander, ja zehren einander auf,
ſo daß von manchen Faͤhigkeiten, von man¬
chen Kraftaͤußerungen, nach einer gewiſſen
Zeit, kaum eine Spur mehr zu finden iſt.
Wenn auch die menſchlichen Anlagen im Gan¬
zen eine entſchiedene Richtung haben, ſo wird
es doch dem groͤßten und erfahrenſten Kenner
ſchwer ſeyn, ſie mit Zuverlaͤſſigkeit voraus
zu verkuͤnden; doch kann man hinterdrein
wohl bemerken, was auf ein Kuͤnftiges hin¬
gedeutet hat.

Keinesweges gedenke ich daher in dieſen
erſten Buͤchern meine Jugendgeſchichten voͤllig
abzuſchließen, ſondern ich werde vielmehr noch
ſpaͤterhin manchen Faden aufnehmen und
fortleiten, der ſich unbemerkt durch die erſten
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[156/0172] nicht blos Entwicklung; die verſchiednen or¬ ganiſchen Syſteme, die den Einen Menſchen ausmachen, entſpringen aus einander, folgen einander, verwandlen ſich in einander, ver¬ draͤngen einander, ja zehren einander auf, ſo daß von manchen Faͤhigkeiten, von man¬ chen Kraftaͤußerungen, nach einer gewiſſen Zeit, kaum eine Spur mehr zu finden iſt. Wenn auch die menſchlichen Anlagen im Gan¬ zen eine entſchiedene Richtung haben, ſo wird es doch dem groͤßten und erfahrenſten Kenner ſchwer ſeyn, ſie mit Zuverlaͤſſigkeit voraus zu verkuͤnden; doch kann man hinterdrein wohl bemerken, was auf ein Kuͤnftiges hin¬ gedeutet hat. Keinesweges gedenke ich daher in dieſen erſten Buͤchern meine Jugendgeſchichten voͤllig abzuſchließen, ſondern ich werde vielmehr noch ſpaͤterhin manchen Faden aufnehmen und fortleiten, der ſich unbemerkt durch die erſten Jahre ſchon hindurchzog. Hier muß ich

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/172>, abgerufen am 24.11.2024.