Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.schah, und diese Handlung erregte in der Auch fehlte es nicht an Liebhabern des ſchah, und dieſe Handlung erregte in der Auch fehlte es nicht an Liebhabern des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0183" n="167"/> ſchah, und dieſe Handlung erregte in der<lb/> Stadt, wo man an prunkhafte Leichenbegaͤng¬<lb/> niſſe gewoͤhnt war, großes Aufſehn. Alle<lb/> diejenigen, die bey ſolchen Gelegenheiten ei¬<lb/> nen herkoͤmmlichen Verdienſt hatten, erhu¬<lb/> ben ſich gegen die Neuerung. Allein der<lb/> wackre Patrizier fand Nachfolger in allen<lb/> Staͤnden, und ob man ſchon dergleichen<lb/> Begaͤngniſſe ſpottweiſe Ochſenleichen nannte;<lb/> ſo nahmen ſie doch zum Beſten mancher<lb/> wenig bemittelten Familien uͤberhand, und<lb/> die Prunkbegaͤngniſſe verloren ſich immer<lb/> mehr. Ich fuͤhre dieſen Umſtand an, weil er<lb/> eins der fruͤhern Symptome jener Geſinnun¬<lb/> gen von Demuth und Gleichſtellung darbie¬<lb/> tet, die ſich in der zweyten Haͤlfte des vo¬<lb/> rigen Jahrhunderts von obenherein auf ſo<lb/> manche Weiſe gezeigt haben und in ſo uner¬<lb/> wartete Wirkungen ausgeſchlagen ſind.</p><lb/> <p>Auch fehlte es nicht an Liebhabern des<lb/> Alterthums. Es fanden ſich Gemaͤldecabinette,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [167/0183]
ſchah, und dieſe Handlung erregte in der
Stadt, wo man an prunkhafte Leichenbegaͤng¬
niſſe gewoͤhnt war, großes Aufſehn. Alle
diejenigen, die bey ſolchen Gelegenheiten ei¬
nen herkoͤmmlichen Verdienſt hatten, erhu¬
ben ſich gegen die Neuerung. Allein der
wackre Patrizier fand Nachfolger in allen
Staͤnden, und ob man ſchon dergleichen
Begaͤngniſſe ſpottweiſe Ochſenleichen nannte;
ſo nahmen ſie doch zum Beſten mancher
wenig bemittelten Familien uͤberhand, und
die Prunkbegaͤngniſſe verloren ſich immer
mehr. Ich fuͤhre dieſen Umſtand an, weil er
eins der fruͤhern Symptome jener Geſinnun¬
gen von Demuth und Gleichſtellung darbie¬
tet, die ſich in der zweyten Haͤlfte des vo¬
rigen Jahrhunderts von obenherein auf ſo
manche Weiſe gezeigt haben und in ſo uner¬
wartete Wirkungen ausgeſchlagen ſind.
Auch fehlte es nicht an Liebhabern des
Alterthums. Es fanden ſich Gemaͤldecabinette,
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