Kupferstichsammlungen, besonders aber wur¬ den vaterländische Merkwürdigkeiten mit Eifer gesucht und aufgehoben. Die älteren Verord¬ nungen und Mandate der Reichsstadt, von denen keine Sammlung veranstaltet war, wur¬ den in Druck und Schrift sorgfältig aufge¬ sucht, nach der Zeitfolge geordnet und als ein Schatz vaterländischer Rechte und Herkommen mit Ehrfurcht verwahrt. Auch die Bildnisse von Frankfurtern, die in großer Anzahl exi¬ stirten, wurden zusammengebracht und mach¬ ten eine besondre Abtheilung der Cabinette.
Solche Männer scheint mein Vater sich über¬ haupt zum Muster genommen zu haben. Ihm fehlte keine der Eigenschaften, die zu einem rechtlichen und angesehnen Bürger gehören. Auch brachte er, nachdem er sein Haus erbaut, seine Besitzungen von jeder Art in Ordnung. Eine vortreffliche Landchartensammlung der Schenkischen und anderer damals vorzüglicher geographischen Blätter, jene oberwähnten Ver¬
Kupferſtichſammlungen, beſonders aber wur¬ den vaterlaͤndiſche Merkwuͤrdigkeiten mit Eifer geſucht und aufgehoben. Die aͤlteren Verord¬ nungen und Mandate der Reichsſtadt, von denen keine Sammlung veranſtaltet war, wur¬ den in Druck und Schrift ſorgfaͤltig aufge¬ ſucht, nach der Zeitfolge geordnet und als ein Schatz vaterlaͤndiſcher Rechte und Herkommen mit Ehrfurcht verwahrt. Auch die Bildniſſe von Frankfurtern, die in großer Anzahl exi¬ ſtirten, wurden zuſammengebracht und mach¬ ten eine beſondre Abtheilung der Cabinette.
Solche Maͤnner ſcheint mein Vater ſich uͤber¬ haupt zum Muſter genommen zu haben. Ihm fehlte keine der Eigenſchaften, die zu einem rechtlichen und angeſehnen Buͤrger gehoͤren. Auch brachte er, nachdem er ſein Haus erbaut, ſeine Beſitzungen von jeder Art in Ordnung. Eine vortreffliche Landchartenſammlung der Schenkiſchen und anderer damals vorzuͤglicher geographiſchen Blaͤtter, jene oberwaͤhnten Ver¬
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Kupferſtichſammlungen, beſonders aber wur¬
den vaterlaͤndiſche Merkwuͤrdigkeiten mit Eifer
geſucht und aufgehoben. Die aͤlteren Verord¬
nungen und Mandate der Reichsſtadt, von
denen keine Sammlung veranſtaltet war, wur¬
den in Druck und Schrift ſorgfaͤltig aufge¬
ſucht, nach der Zeitfolge geordnet und als ein
Schatz vaterlaͤndiſcher Rechte und Herkommen
mit Ehrfurcht verwahrt. Auch die Bildniſſe
von Frankfurtern, die in großer Anzahl exi¬
ſtirten, wurden zuſammengebracht und mach¬
ten eine beſondre Abtheilung der Cabinette.
Solche Maͤnner ſcheint mein Vater ſich uͤber¬
haupt zum Muſter genommen zu haben. Ihm
fehlte keine der Eigenſchaften, die zu einem
rechtlichen und angeſehnen Buͤrger gehoͤren.
Auch brachte er, nachdem er ſein Haus erbaut,
ſeine Beſitzungen von jeder Art in Ordnung.
Eine vortreffliche Landchartenſammlung der
Schenkiſchen und anderer damals vorzuͤglicher
geographiſchen Blaͤtter, jene oberwaͤhnten Ver¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/184>, abgerufen am 17.05.2024.
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