allen Völkern und zu allen Zeiten immer die¬ selben geblieben sind.
Nun fehlte es von dem ersten Tage der Besitznehmung unserer Stadt, zumal Kin¬ dern und jungen Leuten, nicht an immer¬ währender Zerstreuung. Theater und Bälle, Paraden und Durchmärsche zogen unsere Auf¬ merksamkeit hin und her. Die letztern be¬ sonders nahmen immer zu, und das Solda¬ tenleben schien uns ganz lustig und ver¬ gnüglich.
Der Aufenthalt des Königs-Lieutenants in unserm Hause verschaffte uns den Vortheil, alle bedeutende Personen der französischen Ar¬ mee nach und nach zu sehen, und besonders die Ersten, deren Name schon durch den Ruf zu uns gekommen war, in der Nähe zu be¬ trachten. So sahen wir von Treppen und Podesten, gleichsam wie von Galerieen, sehr bequem die Generalität bey uns vorübergehn.
allen Voͤlkern und zu allen Zeiten immer die¬ ſelben geblieben ſind.
Nun fehlte es von dem erſten Tage der Beſitznehmung unſerer Stadt, zumal Kin¬ dern und jungen Leuten, nicht an immer¬ waͤhrender Zerſtreuung. Theater und Baͤlle, Paraden und Durchmaͤrſche zogen unſere Auf¬ merkſamkeit hin und her. Die letztern be¬ ſonders nahmen immer zu, und das Solda¬ tenleben ſchien uns ganz luſtig und ver¬ gnuͤglich.
Der Aufenthalt des Koͤnigs-Lieutenants in unſerm Hauſe verſchaffte uns den Vortheil, alle bedeutende Perſonen der franzoͤſiſchen Ar¬ mee nach und nach zu ſehen, und beſonders die Erſten, deren Name ſchon durch den Ruf zu uns gekommen war, in der Naͤhe zu be¬ trachten. So ſahen wir von Treppen und Podeſten, gleichſam wie von Galerieen, ſehr bequem die Generalitaͤt bey uns voruͤbergehn.
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allen Voͤlkern und zu allen Zeiten immer die¬
ſelben geblieben ſind.
Nun fehlte es von dem erſten Tage der
Beſitznehmung unſerer Stadt, zumal Kin¬
dern und jungen Leuten, nicht an immer¬
waͤhrender Zerſtreuung. Theater und Baͤlle,
Paraden und Durchmaͤrſche zogen unſere Auf¬
merkſamkeit hin und her. Die letztern be¬
ſonders nahmen immer zu, und das Solda¬
tenleben ſchien uns ganz luſtig und ver¬
gnuͤglich.
Der Aufenthalt des Koͤnigs-Lieutenants
in unſerm Hauſe verſchaffte uns den Vortheil,
alle bedeutende Perſonen der franzoͤſiſchen Ar¬
mee nach und nach zu ſehen, und beſonders
die Erſten, deren Name ſchon durch den Ruf
zu uns gekommen war, in der Naͤhe zu be¬
trachten. So ſahen wir von Treppen und
Podeſten, gleichſam wie von Galerieen, ſehr
bequem die Generalitaͤt bey uns voruͤbergehn.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/235>, abgerufen am 21.05.2024.
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