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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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nicht Ursache von dem guten Willen des
Hausherrn erbaut zu seyn; aber die Haus¬
frau ist allen euren Wünschen zuvorgekom¬
men, und die Kinder haben Euch als ihren
Oheim betrachtet. Mit diesem einzigen Schlag
werdet Ihr den Frieden und das Glück dieser
Wohnung auf ewig zerstören. Ja ich kann
wohl sagen, eine Bombe die ins Haus ge¬
fallen wäre, würde nicht größere Verwü¬
stungen darin angerichtet haben. Ich habe
Euch so oft über Eure Fassung bewundert,
Herr Graf; gebt mir dießmal Gelegenheit,
Euch anzubeten. Ein Krieger ist ehrwürdig,
der sich selbst in Feindes Haus als einen Gast¬
freund betrachtet; hier ist kein Feind, nur
ein Verirrter. Gewinnt es über Euch, und
es wird Euch zu ewigem Ruhme gereichen!

"Das müßte wunderlich zugehen, versetzte
der Graf, mit einem Lächeln."

Nur ganz natürlich, erwiederte der Dol¬
metscher. Ich habe die Frau, die Kinder

nicht Urſache von dem guten Willen des
Hausherrn erbaut zu ſeyn; aber die Haus¬
frau iſt allen euren Wuͤnſchen zuvorgekom¬
men, und die Kinder haben Euch als ihren
Oheim betrachtet. Mit dieſem einzigen Schlag
werdet Ihr den Frieden und das Gluͤck dieſer
Wohnung auf ewig zerſtoͤren. Ja ich kann
wohl ſagen, eine Bombe die ins Haus ge¬
fallen waͤre, wuͤrde nicht groͤßere Verwuͤ¬
ſtungen darin angerichtet haben. Ich habe
Euch ſo oft uͤber Eure Faſſung bewundert,
Herr Graf; gebt mir dießmal Gelegenheit,
Euch anzubeten. Ein Krieger iſt ehrwuͤrdig,
der ſich ſelbſt in Feindes Haus als einen Gaſt¬
freund betrachtet; hier iſt kein Feind, nur
ein Verirrter. Gewinnt es uͤber Euch, und
es wird Euch zu ewigem Ruhme gereichen!

„Das muͤßte wunderlich zugehen, verſetzte
der Graf, mit einem Laͤcheln.“

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metſcher. Ich habe die Frau, die Kinder

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[237/0253] nicht Urſache von dem guten Willen des Hausherrn erbaut zu ſeyn; aber die Haus¬ frau iſt allen euren Wuͤnſchen zuvorgekom¬ men, und die Kinder haben Euch als ihren Oheim betrachtet. Mit dieſem einzigen Schlag werdet Ihr den Frieden und das Gluͤck dieſer Wohnung auf ewig zerſtoͤren. Ja ich kann wohl ſagen, eine Bombe die ins Haus ge¬ fallen waͤre, wuͤrde nicht groͤßere Verwuͤ¬ ſtungen darin angerichtet haben. Ich habe Euch ſo oft uͤber Eure Faſſung bewundert, Herr Graf; gebt mir dießmal Gelegenheit, Euch anzubeten. Ein Krieger iſt ehrwuͤrdig, der ſich ſelbſt in Feindes Haus als einen Gaſt¬ freund betrachtet; hier iſt kein Feind, nur ein Verirrter. Gewinnt es uͤber Euch, und es wird Euch zu ewigem Ruhme gereichen! „Das muͤßte wunderlich zugehen, verſetzte der Graf, mit einem Laͤcheln.“ Nur ganz natuͤrlich, erwiederte der Dol¬ metſcher. Ich habe die Frau, die Kinder

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/253>, abgerufen am 24.11.2024.