nicht zu Euren Füßen geschickt: denn ich weiß, daß Euch solche Scenen verdrießlich sind; aber ich will Euch die Frau, die Kin¬ der schildern, wie sie Euch danken; ich will sie Euch schildern, wie sie sich zeitlebens von dem Tage der Schlacht bey Bergen, und von Eurer Großmuth an diesem Tage unter¬ halten, wie sie es Kindern und Kindeskin¬ dern erzählen, und auch Fremden ihr Inter¬ esse für Euch einzuflößen wissen: eine Hand¬ lung dieser Art kann nicht untergehen!
"Ihr trefft meine schwache Seite nicht, Dolmetscher. An den Nachruhm pfleg' ich nicht zu denken, der ist für andere, nicht für mich; aber im Augenblick recht zu thun, meine Pflicht nicht zu versäumen, meiner Ehre nichts zu vergeben, das ist meine Sorge. Wir haben schon zu viel Worte ge¬ macht; jetzt geht hin -- und laßt Euch von den Undankbaren danken, die ich verschone!"
nicht zu Euren Fuͤßen geſchickt: denn ich weiß, daß Euch ſolche Scenen verdrießlich ſind; aber ich will Euch die Frau, die Kin¬ der ſchildern, wie ſie Euch danken; ich will ſie Euch ſchildern, wie ſie ſich zeitlebens von dem Tage der Schlacht bey Bergen, und von Eurer Großmuth an dieſem Tage unter¬ halten, wie ſie es Kindern und Kindeskin¬ dern erzaͤhlen, und auch Fremden ihr Inter¬ eſſe fuͤr Euch einzufloͤßen wiſſen: eine Hand¬ lung dieſer Art kann nicht untergehen!
„Ihr trefft meine ſchwache Seite nicht, Dolmetſcher. An den Nachruhm pfleg' ich nicht zu denken, der iſt fuͤr andere, nicht fuͤr mich; aber im Augenblick recht zu thun, meine Pflicht nicht zu verſaͤumen, meiner Ehre nichts zu vergeben, das iſt meine Sorge. Wir haben ſchon zu viel Worte ge¬ macht; jetzt geht hin — und laßt Euch von den Undankbaren danken, die ich verſchone!“
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nicht zu Euren Fuͤßen geſchickt: denn ich
weiß, daß Euch ſolche Scenen verdrießlich
ſind; aber ich will Euch die Frau, die Kin¬
der ſchildern, wie ſie Euch danken; ich will
ſie Euch ſchildern, wie ſie ſich zeitlebens von
dem Tage der Schlacht bey Bergen, und
von Eurer Großmuth an dieſem Tage unter¬
halten, wie ſie es Kindern und Kindeskin¬
dern erzaͤhlen, und auch Fremden ihr Inter¬
eſſe fuͤr Euch einzufloͤßen wiſſen: eine Hand¬
lung dieſer Art kann nicht untergehen!
„Ihr trefft meine ſchwache Seite nicht,
Dolmetſcher. An den Nachruhm pfleg' ich
nicht zu denken, der iſt fuͤr andere, nicht fuͤr
mich; aber im Augenblick recht zu thun,
meine Pflicht nicht zu verſaͤumen, meiner
Ehre nichts zu vergeben, das iſt meine
Sorge. Wir haben ſchon zu viel Worte ge¬
macht; jetzt geht hin — und laßt Euch von
den Undankbaren danken, die ich verſchone!“
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/254>, abgerufen am 24.11.2024.
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