brachten geht, ihn nicht etwa nur schlachten und verbrennen, sondern ihn in zwey Stücke theilen, und zwischen seinen rauchenden Ein¬ geweiden sich von den gütigen Göttern eine neue Verheißung erwarten. Ohne Zaudern und blindlings schickt Abraham sich an, den Befehl zu vollziehen: den Göttern ist der Wille hinreichend. Nun sind Abrahams Prü¬ fungen vorüber: denn weiter konnten sie nicht gesteigert werden. Aber Sara stirbt, und dieß giebt Gelegenheit, daß Abraham von dem Lande Canaan vorbildlich Besitz nimmt. Er bedarf eines Grabes, und dieß ist das erste Mal, daß er sich nach einem Eigenthum auf dieser Erde umsieht. Eine zweifache Höh¬ le gegen dem Hain Mamre mag er sich schon früher ausgesucht haben. Diese kauft er mit dem daranstoßenden Acker, und die Form Rechtens, die er dabey beobachtet, zeigt wie wichtig ihm dieser Besitz ist. Er war es auch, mehr als er sich vielleicht selbst denken konnte: denn er, seine Söhne und Enkel sollten da¬
brachten geht, ihn nicht etwa nur ſchlachten und verbrennen, ſondern ihn in zwey Stuͤcke theilen, und zwiſchen ſeinen rauchenden Ein¬ geweiden ſich von den guͤtigen Goͤttern eine neue Verheißung erwarten. Ohne Zaudern und blindlings ſchickt Abraham ſich an, den Befehl zu vollziehen: den Goͤttern iſt der Wille hinreichend. Nun ſind Abrahams Pruͤ¬ fungen voruͤber: denn weiter konnten ſie nicht geſteigert werden. Aber Sara ſtirbt, und dieß giebt Gelegenheit, daß Abraham von dem Lande Canaan vorbildlich Beſitz nimmt. Er bedarf eines Grabes, und dieß iſt das erſte Mal, daß er ſich nach einem Eigenthum auf dieſer Erde umſieht. Eine zweifache Hoͤh¬ le gegen dem Hain Mamre mag er ſich ſchon fruͤher ausgeſucht haben. Dieſe kauft er mit dem daranſtoßenden Acker, und die Form Rechtens, die er dabey beobachtet, zeigt wie wichtig ihm dieſer Beſitz iſt. Er war es auch, mehr als er ſich vielleicht ſelbſt denken konnte: denn er, ſeine Soͤhne und Enkel ſollten da¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0335"n="319"/>
brachten geht, ihn nicht etwa nur ſchlachten<lb/>
und verbrennen, ſondern ihn in zwey Stuͤcke<lb/>
theilen, und zwiſchen ſeinen rauchenden Ein¬<lb/>
geweiden ſich von den guͤtigen Goͤttern eine<lb/>
neue Verheißung erwarten. Ohne Zaudern<lb/>
und blindlings ſchickt Abraham ſich an, den<lb/>
Befehl zu vollziehen: den Goͤttern iſt der<lb/>
Wille hinreichend. Nun ſind Abrahams Pruͤ¬<lb/>
fungen voruͤber: denn weiter konnten ſie nicht<lb/>
geſteigert werden. Aber Sara ſtirbt, und<lb/>
dieß giebt Gelegenheit, daß Abraham von<lb/>
dem Lande Canaan vorbildlich Beſitz nimmt.<lb/>
Er bedarf eines Grabes, und dieß iſt das<lb/>
erſte Mal, daß er ſich nach einem Eigenthum<lb/>
auf dieſer Erde umſieht. Eine zweifache Hoͤh¬<lb/>
le gegen dem Hain Mamre mag er ſich ſchon<lb/>
fruͤher ausgeſucht haben. Dieſe kauft er mit<lb/>
dem daranſtoßenden Acker, und die Form<lb/>
Rechtens, die er dabey beobachtet, zeigt wie<lb/>
wichtig ihm dieſer Beſitz iſt. Er war es auch,<lb/>
mehr als er ſich vielleicht ſelbſt denken konnte:<lb/>
denn er, ſeine Soͤhne und Enkel ſollten da¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[319/0335]
brachten geht, ihn nicht etwa nur ſchlachten
und verbrennen, ſondern ihn in zwey Stuͤcke
theilen, und zwiſchen ſeinen rauchenden Ein¬
geweiden ſich von den guͤtigen Goͤttern eine
neue Verheißung erwarten. Ohne Zaudern
und blindlings ſchickt Abraham ſich an, den
Befehl zu vollziehen: den Goͤttern iſt der
Wille hinreichend. Nun ſind Abrahams Pruͤ¬
fungen voruͤber: denn weiter konnten ſie nicht
geſteigert werden. Aber Sara ſtirbt, und
dieß giebt Gelegenheit, daß Abraham von
dem Lande Canaan vorbildlich Beſitz nimmt.
Er bedarf eines Grabes, und dieß iſt das
erſte Mal, daß er ſich nach einem Eigenthum
auf dieſer Erde umſieht. Eine zweifache Hoͤh¬
le gegen dem Hain Mamre mag er ſich ſchon
fruͤher ausgeſucht haben. Dieſe kauft er mit
dem daranſtoßenden Acker, und die Form
Rechtens, die er dabey beobachtet, zeigt wie
wichtig ihm dieſer Beſitz iſt. Er war es auch,
mehr als er ſich vielleicht ſelbſt denken konnte:
denn er, ſeine Soͤhne und Enkel ſollten da¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/335>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.