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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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nen Rosse waren mit reich gestickten Waldrap¬
pen überhangen und auf alle Weise ge¬
schmückt. Churfürst Emmerich Joseph, ein
schöner behaglicher Mann, nahm sich zu
Pferde gut aus. Der beyden andern erin¬
nere ich mich weniger, als nur überhaupt,
daß uns diese rothen mit Hermelin ausge¬
schlagenen Fürstenmäntel, die wir sonst nur
auf Gemälden zu sehen gewohnt waren, un¬
ter freyem Himmel sehr romantisch vorka¬
men. Auch die Bothschafter der abwesenden
weltlichen Churfürsten in ihren goldstoffnen,
mit Gold überstickten, mit goldnen Spitzen-
Tressen reich besetzten spanischen Kleidern tha¬
ten unsern Augen wohl; besonders wehten die
großen Federn von den alterthümlich aufge¬
krempten Hüten aufs prächtigste. Was mir
aber gar nicht dabey gefallen wollte, waren
die kurzen modernen Beinkleider, die wei߬
seidenen Strümpfe und modischen Schuhe.
Wir hätten Halbstiefelchen, so golden als
man gewollt, Sandalen oder dergleichen ge¬

nen Roſſe waren mit reich geſtickten Waldrap¬
pen uͤberhangen und auf alle Weiſe ge¬
ſchmuͤckt. Churfuͤrſt Emmerich Joſeph, ein
ſchoͤner behaglicher Mann, nahm ſich zu
Pferde gut aus. Der beyden andern erin¬
nere ich mich weniger, als nur uͤberhaupt,
daß uns dieſe rothen mit Hermelin ausge¬
ſchlagenen Fuͤrſtenmaͤntel, die wir ſonſt nur
auf Gemaͤlden zu ſehen gewohnt waren, un¬
ter freyem Himmel ſehr romantiſch vorka¬
men. Auch die Bothſchafter der abweſenden
weltlichen Churfuͤrſten in ihren goldſtoffnen,
mit Gold uͤberſtickten, mit goldnen Spitzen-
Treſſen reich beſetzten ſpaniſchen Kleidern tha¬
ten unſern Augen wohl; beſonders wehten die
großen Federn von den alterthuͤmlich aufge¬
krempten Huͤten aufs praͤchtigſte. Was mir
aber gar nicht dabey gefallen wollte, waren
die kurzen modernen Beinkleider, die wei߬
ſeidenen Struͤmpfe und modiſchen Schuhe.
Wir haͤtten Halbſtiefelchen, ſo golden als
man gewollt, Sandalen oder dergleichen ge¬

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[448/0464] nen Roſſe waren mit reich geſtickten Waldrap¬ pen uͤberhangen und auf alle Weiſe ge¬ ſchmuͤckt. Churfuͤrſt Emmerich Joſeph, ein ſchoͤner behaglicher Mann, nahm ſich zu Pferde gut aus. Der beyden andern erin¬ nere ich mich weniger, als nur uͤberhaupt, daß uns dieſe rothen mit Hermelin ausge¬ ſchlagenen Fuͤrſtenmaͤntel, die wir ſonſt nur auf Gemaͤlden zu ſehen gewohnt waren, un¬ ter freyem Himmel ſehr romantiſch vorka¬ men. Auch die Bothſchafter der abweſenden weltlichen Churfuͤrſten in ihren goldſtoffnen, mit Gold uͤberſtickten, mit goldnen Spitzen- Treſſen reich beſetzten ſpaniſchen Kleidern tha¬ ten unſern Augen wohl; beſonders wehten die großen Federn von den alterthuͤmlich aufge¬ krempten Huͤten aufs praͤchtigſte. Was mir aber gar nicht dabey gefallen wollte, waren die kurzen modernen Beinkleider, die wei߬ ſeidenen Struͤmpfe und modiſchen Schuhe. Wir haͤtten Halbſtiefelchen, ſo golden als man gewollt, Sandalen oder dergleichen ge¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/464>, abgerufen am 24.11.2024.