und Straßen noch mehr zu bewundern, als es auf freyem Felde hätte geschehen können, wir waren durch das von der Bürgerschaft in den Gassen aufgestellte Spalier, durch den Zudrang des Volks, durch mancherley dabey vorkommende Späße und Unschicklich¬ keiten einstweilen gar wohl unterhalten, bis uns das Geläute der Glocken und der Cano¬ nendonner die unmittelbare Nähe des Herr¬ schers ankündigten. Was einem Frankfurter besonders wohlthun mußte, war, daß bey dieser Gelegenheit, bey der Gegenwart so vieler Souveräne und ihrer Repräsentanten, die Reichsstadt Frankfurt auch als ein kleiner Souverän erschien: denn ihr Stallmeister eröffnete den Zug, Reitpferde mit Wappen¬ decken, worauf der weiße Adler im rothen Felde sich gar gut ausnahm, folgten ihm, Bediente und Offizianten, Pauker und Trom¬ peter, Deputirte des Raths, von Rathsbe¬ dienten in der Stadtlivree zu Fuße begleitet. Hieran schlossen sich die drey Compagnien
und Straßen noch mehr zu bewundern, als es auf freyem Felde haͤtte geſchehen koͤnnen, wir waren durch das von der Buͤrgerſchaft in den Gaſſen aufgeſtellte Spalier, durch den Zudrang des Volks, durch mancherley dabey vorkommende Spaͤße und Unſchicklich¬ keiten einſtweilen gar wohl unterhalten, bis uns das Gelaͤute der Glocken und der Cano¬ nendonner die unmittelbare Naͤhe des Herr¬ ſchers ankuͤndigten. Was einem Frankfurter beſonders wohlthun mußte, war, daß bey dieſer Gelegenheit, bey der Gegenwart ſo vieler Souveraͤne und ihrer Repraͤſentanten, die Reichsſtadt Frankfurt auch als ein kleiner Souveraͤn erſchien: denn ihr Stallmeiſter eroͤffnete den Zug, Reitpferde mit Wappen¬ decken, worauf der weiße Adler im rothen Felde ſich gar gut ausnahm, folgten ihm, Bediente und Offizianten, Pauker und Trom¬ peter, Deputirte des Raths, von Rathsbe¬ dienten in der Stadtlivree zu Fuße begleitet. Hieran ſchloſſen ſich die drey Compagnien
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[453/0469]
und Straßen noch mehr zu bewundern, als
es auf freyem Felde haͤtte geſchehen koͤnnen,
wir waren durch das von der Buͤrgerſchaft
in den Gaſſen aufgeſtellte Spalier, durch
den Zudrang des Volks, durch mancherley
dabey vorkommende Spaͤße und Unſchicklich¬
keiten einſtweilen gar wohl unterhalten, bis
uns das Gelaͤute der Glocken und der Cano¬
nendonner die unmittelbare Naͤhe des Herr¬
ſchers ankuͤndigten. Was einem Frankfurter
beſonders wohlthun mußte, war, daß bey
dieſer Gelegenheit, bey der Gegenwart ſo
vieler Souveraͤne und ihrer Repraͤſentanten,
die Reichsſtadt Frankfurt auch als ein kleiner
Souveraͤn erſchien: denn ihr Stallmeiſter
eroͤffnete den Zug, Reitpferde mit Wappen¬
decken, worauf der weiße Adler im rothen
Felde ſich gar gut ausnahm, folgten ihm,
Bediente und Offizianten, Pauker und Trom¬
peter, Deputirte des Raths, von Rathsbe¬
dienten in der Stadtlivree zu Fuße begleitet.
Hieran ſchloſſen ſich die drey Compagnien
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/469>, abgerufen am 24.11.2024.
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