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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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Feyerlichkeiten des Krönungstages zusehen
würde, und machte sie aufmerksam auf alles
was bevorstand, und was besonders von ihrem
Platze genau beobachtet werden konnte.

So vergaßen wir an die Zeit zu denken;
es war schon über Mitternacht geworden, und
ich fand, daß ich unglücklicherweise den Haus¬
schlüssel nicht bey mir hatte. Ohne das größte
Aufsehen zu erregen konnte ich nicht ins Haus.
Ich theilte ihr meine Verlegenheit mit. "Am
Ende, sagte sie, ist es das Beste, die Ge¬
sellschaft bleibt beysammen." Die Vettern und
jene Fremden hatten schon den Gedanken ge¬
habt, weil man nicht wußte, wo man diese
für die Nacht unterbringen sollte. Die Sache
war bald entschieden; Gretchen ging um Caf¬
fee zu kochen, nachdem sie, weil die Lichter
auszubrennen drohten, eine große messingene
Familienlampe mit Docht und Oel versehen
und angezündet hereingebracht hatte.

Feyerlichkeiten des Kroͤnungstages zuſehen
wuͤrde, und machte ſie aufmerkſam auf alles
was bevorſtand, und was beſonders von ihrem
Platze genau beobachtet werden konnte.

So vergaßen wir an die Zeit zu denken;
es war ſchon uͤber Mitternacht geworden, und
ich fand, daß ich ungluͤcklicherweiſe den Haus¬
ſchluͤſſel nicht bey mir hatte. Ohne das groͤßte
Aufſehen zu erregen konnte ich nicht ins Haus.
Ich theilte ihr meine Verlegenheit mit. „Am
Ende, ſagte ſie, iſt es das Beſte, die Ge¬
ſellſchaft bleibt beyſammen.“ Die Vettern und
jene Fremden hatten ſchon den Gedanken ge¬
habt, weil man nicht wußte, wo man dieſe
fuͤr die Nacht unterbringen ſollte. Die Sache
war bald entſchieden; Gretchen ging um Caf¬
fee zu kochen, nachdem ſie, weil die Lichter
auszubrennen drohten, eine große meſſingene
Familienlampe mit Docht und Oel verſehen
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[468/0484] Feyerlichkeiten des Kroͤnungstages zuſehen wuͤrde, und machte ſie aufmerkſam auf alles was bevorſtand, und was beſonders von ihrem Platze genau beobachtet werden konnte. So vergaßen wir an die Zeit zu denken; es war ſchon uͤber Mitternacht geworden, und ich fand, daß ich ungluͤcklicherweiſe den Haus¬ ſchluͤſſel nicht bey mir hatte. Ohne das groͤßte Aufſehen zu erregen konnte ich nicht ins Haus. Ich theilte ihr meine Verlegenheit mit. „Am Ende, ſagte ſie, iſt es das Beſte, die Ge¬ ſellſchaft bleibt beyſammen.“ Die Vettern und jene Fremden hatten ſchon den Gedanken ge¬ habt, weil man nicht wußte, wo man dieſe fuͤr die Nacht unterbringen ſollte. Die Sache war bald entſchieden; Gretchen ging um Caf¬ fee zu kochen, nachdem ſie, weil die Lichter auszubrennen drohten, eine große meſſingene Familienlampe mit Docht und Oel verſehen und angezuͤndet hereingebracht hatte.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/484>, abgerufen am 24.11.2024.