Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

Ihrerseits von einem aufrichtigen Bekennt¬
niß." -- Was verlangen Sie zu wissen? sagte
ich dagegen. Er setzte sich und zog ein Blatt
hervor und fing zu fragen an: "Haben Sie
nicht den N. N. Ihrem Großvater als einen
Clienten zu einer *** Stelle empfohlen?" Ich
antwortete: ja. -- "Wo haben Sie ihn ken¬
nen gelernt?" -- Auf Spaziergängen. --
"In welcher Gesellschaft?" -- Ich stutzte:
denn ich wollte nicht gern meine Freunde ver¬
rathen. -- "Das Verschweigen wird nichts
helfen, fuhr er fort: denn es ist alles schon
genugsam bekannt." -- Was ist denn be¬
kannt? sagte ich. -- "Daß Ihnen dieser
Mensch durch andere seines Gleichen ist vor¬
geführt worden und zwar durch ***". Hier
nannte er die Namen von drey Personen,
die ich niemals gesehen noch gekannt hatte;
welches ich dem Fragenden denn auch sogleich
erklärte. -- "Sie wollen, fuhr jener fort,
diese Menschen nicht kennen, und haben doch
mit ihnen öftre Zusammenkünfte gehabt!" --

Ihrerſeits von einem aufrichtigen Bekennt¬
niß.“ — Was verlangen Sie zu wiſſen? ſagte
ich dagegen. Er ſetzte ſich und zog ein Blatt
hervor und fing zu fragen an: „Haben Sie
nicht den N. N. Ihrem Großvater als einen
Clienten zu einer *** Stelle empfohlen?“ Ich
antwortete: ja. — „Wo haben Sie ihn ken¬
nen gelernt?“ — Auf Spaziergaͤngen. —
„In welcher Geſellſchaft?“ — Ich ſtutzte:
denn ich wollte nicht gern meine Freunde ver¬
rathen. — „Das Verſchweigen wird nichts
helfen, fuhr er fort: denn es iſt alles ſchon
genugſam bekannt.“ — Was iſt denn be¬
kannt? ſagte ich. — „Daß Ihnen dieſer
Menſch durch andere ſeines Gleichen iſt vor¬
gefuͤhrt worden und zwar durch ***“. Hier
nannte er die Namen von drey Perſonen,
die ich niemals geſehen noch gekannt hatte;
welches ich dem Fragenden denn auch ſogleich
erklaͤrte. — „Sie wollen, fuhr jener fort,
dieſe Menſchen nicht kennen, und haben doch
mit ihnen oͤftre Zuſammenkuͤnfte gehabt!“ —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0517" n="501"/>
Ihrer&#x017F;eits von einem aufrichtigen Bekennt¬<lb/>
niß.&#x201C; &#x2014; Was verlangen Sie zu wi&#x017F;&#x017F;en? &#x017F;agte<lb/>
ich dagegen. Er &#x017F;etzte &#x017F;ich und zog ein Blatt<lb/>
hervor und fing zu fragen an: &#x201E;Haben Sie<lb/>
nicht den N. N. Ihrem Großvater als einen<lb/>
Clienten zu einer *** Stelle empfohlen?&#x201C; Ich<lb/>
antwortete: ja. &#x2014; &#x201E;Wo haben Sie ihn ken¬<lb/>
nen gelernt?&#x201C; &#x2014; Auf Spazierga&#x0364;ngen. &#x2014;<lb/>
&#x201E;In welcher Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft?&#x201C; &#x2014; Ich &#x017F;tutzte:<lb/>
denn ich wollte nicht gern meine Freunde ver¬<lb/>
rathen. &#x2014; &#x201E;Das Ver&#x017F;chweigen wird nichts<lb/>
helfen, fuhr er fort: denn es i&#x017F;t alles &#x017F;chon<lb/>
genug&#x017F;am bekannt.&#x201C; &#x2014; Was i&#x017F;t denn be¬<lb/>
kannt? &#x017F;agte ich. &#x2014; &#x201E;Daß Ihnen die&#x017F;er<lb/>
Men&#x017F;ch durch andere &#x017F;eines Gleichen i&#x017F;t vor¬<lb/>
gefu&#x0364;hrt worden und zwar durch ***&#x201C;. Hier<lb/>
nannte er die Namen von drey Per&#x017F;onen,<lb/>
die ich niemals ge&#x017F;ehen noch gekannt hatte;<lb/>
welches ich dem Fragenden denn auch &#x017F;ogleich<lb/>
erkla&#x0364;rte. &#x2014; &#x201E;Sie wollen, fuhr jener fort,<lb/>
die&#x017F;e Men&#x017F;chen nicht kennen, und haben doch<lb/>
mit ihnen o&#x0364;ftre Zu&#x017F;ammenku&#x0364;nfte gehabt!&#x201C; &#x2014;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[501/0517] Ihrerſeits von einem aufrichtigen Bekennt¬ niß.“ — Was verlangen Sie zu wiſſen? ſagte ich dagegen. Er ſetzte ſich und zog ein Blatt hervor und fing zu fragen an: „Haben Sie nicht den N. N. Ihrem Großvater als einen Clienten zu einer *** Stelle empfohlen?“ Ich antwortete: ja. — „Wo haben Sie ihn ken¬ nen gelernt?“ — Auf Spaziergaͤngen. — „In welcher Geſellſchaft?“ — Ich ſtutzte: denn ich wollte nicht gern meine Freunde ver¬ rathen. — „Das Verſchweigen wird nichts helfen, fuhr er fort: denn es iſt alles ſchon genugſam bekannt.“ — Was iſt denn be¬ kannt? ſagte ich. — „Daß Ihnen dieſer Menſch durch andere ſeines Gleichen iſt vor¬ gefuͤhrt worden und zwar durch ***“. Hier nannte er die Namen von drey Perſonen, die ich niemals geſehen noch gekannt hatte; welches ich dem Fragenden denn auch ſogleich erklaͤrte. — „Sie wollen, fuhr jener fort, dieſe Menſchen nicht kennen, und haben doch mit ihnen oͤftre Zuſammenkuͤnfte gehabt!“ —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/517
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/517>, abgerufen am 25.11.2024.