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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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Auch nicht die geringste, versetzte ich: denn
wie gesagt, außer dem ersten, kenne ich kei¬
nen und habe auch den niemals in einem
Hause gesehen. -- "Sind Sie nicht oft in der
* * * Straße gewesen?" -- Niemals, ver¬
setzte ich. Dieß war nicht ganz der Wahr¬
heit gemäß. Ich hatte Pylades einmal zu
seiner Geliebten begleitet, die in der Straße
wohnte; wir waren aber zur Hinterthüre
hereingegangen und im Gartenhause geblieben.
Daher glaubte ich mir die Ausflucht erlauben
zu können, in der Straße selbst nicht gewe¬
sen zu seyn.

Der gute Mann that noch mehr Fragen,
die ich alle verneinen konnte: denn es war mir
von alle dem, was er zu wissen verlangte,
nichts bekannt. Endlich schien er verdrießlich
zu werden und sagte: "Sie belohnen mein
Vertrauen und meinen guten Willen sehr
schlecht; ich komme, um Sie zu retten. Sie
können nicht läugnen, daß Sie für diese Leute

Auch nicht die geringſte, verſetzte ich: denn
wie geſagt, außer dem erſten, kenne ich kei¬
nen und habe auch den niemals in einem
Hauſe geſehen. — „Sind Sie nicht oft in der
* * * Straße geweſen?“ — Niemals, ver¬
ſetzte ich. Dieß war nicht ganz der Wahr¬
heit gemaͤß. Ich hatte Pylades einmal zu
ſeiner Geliebten begleitet, die in der Straße
wohnte; wir waren aber zur Hinterthuͤre
hereingegangen und im Gartenhauſe geblieben.
Daher glaubte ich mir die Ausflucht erlauben
zu koͤnnen, in der Straße ſelbſt nicht gewe¬
ſen zu ſeyn.

Der gute Mann that noch mehr Fragen,
die ich alle verneinen konnte: denn es war mir
von alle dem, was er zu wiſſen verlangte,
nichts bekannt. Endlich ſchien er verdrießlich
zu werden und ſagte: „Sie belohnen mein
Vertrauen und meinen guten Willen ſehr
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[502/0518] Auch nicht die geringſte, verſetzte ich: denn wie geſagt, außer dem erſten, kenne ich kei¬ nen und habe auch den niemals in einem Hauſe geſehen. — „Sind Sie nicht oft in der * * * Straße geweſen?“ — Niemals, ver¬ ſetzte ich. Dieß war nicht ganz der Wahr¬ heit gemaͤß. Ich hatte Pylades einmal zu ſeiner Geliebten begleitet, die in der Straße wohnte; wir waren aber zur Hinterthuͤre hereingegangen und im Gartenhauſe geblieben. Daher glaubte ich mir die Ausflucht erlauben zu koͤnnen, in der Straße ſelbſt nicht gewe¬ ſen zu ſeyn. Der gute Mann that noch mehr Fragen, die ich alle verneinen konnte: denn es war mir von alle dem, was er zu wiſſen verlangte, nichts bekannt. Endlich ſchien er verdrießlich zu werden und ſagte: „Sie belohnen mein Vertrauen und meinen guten Willen ſehr ſchlecht; ich komme, um Sie zu retten. Sie koͤnnen nicht laͤugnen, daß Sie fuͤr dieſe Leute

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/518>, abgerufen am 26.11.2024.