Vater kaum erwarten, bis ich auf Akademie gehen würde. Sehr bald erklärte er, daß ich in Leipzig, für welches er eine große Vorliebe behalten, gleichfalls Jura studiren, alsdann noch eine andre Universität besuchen, und promoviren sollte. Was diese zweyte betraf, war es ihm gleichgültig, welche ich wählen würde; nur gegen Göttingen hatte er, ich weiß nicht warum, einige Abneigung, zu meinem Leidwesen: denn ich hatte gerade auf diese viel Zutrauen und große Hoffnungen gesetzt.
Ferner erzählte er mir, daß ich nach Wetzlar und Regensburg, nicht weniger nach Wien und von da nach Italien gehen sollte; ob er gleich wiederholt behauptete, man müsse Paris voraus sehen, weil man aus Italien kommend sich an nichts mehr ergetze.
Dieses Mährchen meines künftigen Ju¬ gendganges ließ ich mir gern wiederholen,
Vater kaum erwarten, bis ich auf Akademie gehen wuͤrde. Sehr bald erklaͤrte er, daß ich in Leipzig, fuͤr welches er eine große Vorliebe behalten, gleichfalls Jura ſtudiren, alsdann noch eine andre Univerſitaͤt beſuchen, und promoviren ſollte. Was dieſe zweyte betraf, war es ihm gleichguͤltig, welche ich waͤhlen wuͤrde; nur gegen Goͤttingen hatte er, ich weiß nicht warum, einige Abneigung, zu meinem Leidweſen: denn ich hatte gerade auf dieſe viel Zutrauen und große Hoffnungen geſetzt.
Ferner erzaͤhlte er mir, daß ich nach Wetzlar und Regensburg, nicht weniger nach Wien und von da nach Italien gehen ſollte; ob er gleich wiederholt behauptete, man muͤſſe Paris voraus ſehen, weil man aus Italien kommend ſich an nichts mehr ergetze.
Dieſes Maͤhrchen meines kuͤnftigen Ju¬ gendganges ließ ich mir gern wiederholen,
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Vater kaum erwarten, bis ich auf Akademie
gehen wuͤrde. Sehr bald erklaͤrte er, daß
ich in Leipzig, fuͤr welches er eine große
Vorliebe behalten, gleichfalls Jura ſtudiren,
alsdann noch eine andre Univerſitaͤt beſuchen,
und promoviren ſollte. Was dieſe zweyte
betraf, war es ihm gleichguͤltig, welche ich
waͤhlen wuͤrde; nur gegen Goͤttingen hatte er,
ich weiß nicht warum, einige Abneigung, zu
meinem Leidweſen: denn ich hatte gerade auf
dieſe viel Zutrauen und große Hoffnungen
geſetzt.
Ferner erzaͤhlte er mir, daß ich nach
Wetzlar und Regensburg, nicht weniger nach
Wien und von da nach Italien gehen ſollte;
ob er gleich wiederholt behauptete, man muͤſſe
Paris voraus ſehen, weil man aus Italien
kommend ſich an nichts mehr ergetze.
Dieſes Maͤhrchen meines kuͤnftigen Ju¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/75>, abgerufen am 21.11.2024.
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