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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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zucht besorgend, indeß ein Gärtner die grö¬
bere Arbeit verrichtete. Die vielfachen Be¬
mühungen, welche nöthig sind, um eine schöne
Nelkenflor zu erhalten und zu vermehren, ließ
er sich niemals verdrießen. Er selbst band
sorgfältig die Zweige der Pfirsichbäume fä¬
cherartig an die Spaliere, um einen reich¬
lichen und bequemen Wachsthum der Früchte
zu befördern. Das Sortiren der Zwiebeln
von Tulpen, Hyacinthen und verwandter
Gewächse, so wie die Sorge für Aufbe¬
wahrung derselben, überließ er Niemanden;
und noch erinnere ich mich gern, wie emsig
er sich mit dem Oculiren der verschiedenen
Rosenarten beschäftigte. Dabey zog er, um
sich vor den Dornen zu schützen, jene alter¬
thümlichen ledernen Handschuhe an, die ihm
beym Pfeifergericht jährlich in Triplo über¬
reicht wurden, woran es ihm deshalb niemals
mangelte. So trug er auch immer einen ta¬
larähnlichen Schlafrock, und auf dem Haupt
eine faltige schwarze Sammtmütze, so daß er

zucht beſorgend, indeß ein Gaͤrtner die groͤ¬
bere Arbeit verrichtete. Die vielfachen Be¬
muͤhungen, welche noͤthig ſind, um eine ſchoͤne
Nelkenflor zu erhalten und zu vermehren, ließ
er ſich niemals verdrießen. Er ſelbſt band
ſorgfaͤltig die Zweige der Pfirſichbaͤume faͤ¬
cherartig an die Spaliere, um einen reich¬
lichen und bequemen Wachsthum der Fruͤchte
zu befoͤrdern. Das Sortiren der Zwiebeln
von Tulpen, Hyacinthen und verwandter
Gewaͤchſe, ſo wie die Sorge fuͤr Aufbe¬
wahrung derſelben, uͤberließ er Niemanden;
und noch erinnere ich mich gern, wie emſig
er ſich mit dem Oculiren der verſchiedenen
Roſenarten beſchaͤftigte. Dabey zog er, um
ſich vor den Dornen zu ſchuͤtzen, jene alter¬
thuͤmlichen ledernen Handſchuhe an, die ihm
beym Pfeifergericht jaͤhrlich in Triplo uͤber¬
reicht wurden, woran es ihm deshalb niemals
mangelte. So trug er auch immer einen ta¬
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[73/0089] zucht beſorgend, indeß ein Gaͤrtner die groͤ¬ bere Arbeit verrichtete. Die vielfachen Be¬ muͤhungen, welche noͤthig ſind, um eine ſchoͤne Nelkenflor zu erhalten und zu vermehren, ließ er ſich niemals verdrießen. Er ſelbſt band ſorgfaͤltig die Zweige der Pfirſichbaͤume faͤ¬ cherartig an die Spaliere, um einen reich¬ lichen und bequemen Wachsthum der Fruͤchte zu befoͤrdern. Das Sortiren der Zwiebeln von Tulpen, Hyacinthen und verwandter Gewaͤchſe, ſo wie die Sorge fuͤr Aufbe¬ wahrung derſelben, uͤberließ er Niemanden; und noch erinnere ich mich gern, wie emſig er ſich mit dem Oculiren der verſchiedenen Roſenarten beſchaͤftigte. Dabey zog er, um ſich vor den Dornen zu ſchuͤtzen, jene alter¬ thuͤmlichen ledernen Handſchuhe an, die ihm beym Pfeifergericht jaͤhrlich in Triplo uͤber¬ reicht wurden, woran es ihm deshalb niemals mangelte. So trug er auch immer einen ta¬ laraͤhnlichen Schlafrock, und auf dem Haupt eine faltige ſchwarze Sammtmuͤtze, ſo daß er

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/89>, abgerufen am 24.11.2024.