Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

für diese kecke Aufmerksamkeit gar gnädig
zu danken.

Auch in ihrem Hause war um sie her
alles bewegt, lebenslustig und munter, und
wir Kinder sind ihr manche frohe Stunde
schuldig geworden.

In einem ruhigern, aber auch ihrer Na¬
tur angemessenen Zustande befand sich eine
zweyte Tante, welche mit dem bey der
St. Catharinen-Kirche angestellten Pfarrer
Stark verheiratet war. Er lebte seiner
Gesinnung und seinem Stande gemäß sehr
einsam, und besaß eine schöne Bibliothek.
Hier lernte ich zuerst den Homer kennen,
und zwar in einer prosaischen Uebersetzung,
wie sie im siebenten Theil der durch Herrn
von Loen besorgten neuen Sammlung der
merkwürdigsten Reisegeschichten, unter dem
Titel: Homers Beschreibung der Eroberung
des trojanischen Reichs, zu finden ist, mit

I. 6

fuͤr dieſe kecke Aufmerkſamkeit gar gnaͤdig
zu danken.

Auch in ihrem Hauſe war um ſie her
alles bewegt, lebensluſtig und munter, und
wir Kinder ſind ihr manche frohe Stunde
ſchuldig geworden.

In einem ruhigern, aber auch ihrer Na¬
tur angemeſſenen Zuſtande befand ſich eine
zweyte Tante, welche mit dem bey der
St. Catharinen-Kirche angeſtellten Pfarrer
Stark verheiratet war. Er lebte ſeiner
Geſinnung und ſeinem Stande gemaͤß ſehr
einſam, und beſaß eine ſchoͤne Bibliothek.
Hier lernte ich zuerſt den Homer kennen,
und zwar in einer proſaiſchen Ueberſetzung,
wie ſie im ſiebenten Theil der durch Herrn
von Loen beſorgten neuen Sammlung der
merkwuͤrdigſten Reiſegeſchichten, unter dem
Titel: Homers Beſchreibung der Eroberung
des trojaniſchen Reichs, zu finden iſt, mit

I. 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0097" n="81"/>
fu&#x0364;r die&#x017F;e kecke Aufmerk&#x017F;amkeit gar gna&#x0364;dig<lb/>
zu danken.</p><lb/>
      <p>Auch in ihrem Hau&#x017F;e war um &#x017F;ie her<lb/>
alles bewegt, lebenslu&#x017F;tig und munter, und<lb/>
wir Kinder &#x017F;ind ihr manche frohe Stunde<lb/>
&#x017F;chuldig geworden.</p><lb/>
      <p>In einem ruhigern, aber auch ihrer Na¬<lb/>
tur angeme&#x017F;&#x017F;enen Zu&#x017F;tande befand &#x017F;ich eine<lb/>
zweyte Tante, welche mit dem bey der<lb/>
St. Catharinen-Kirche ange&#x017F;tellten Pfarrer<lb/><hi rendition="#g">Stark</hi> verheiratet war. Er lebte &#x017F;einer<lb/>
Ge&#x017F;innung und &#x017F;einem Stande gema&#x0364;ß &#x017F;ehr<lb/>
ein&#x017F;am, und be&#x017F;aß eine &#x017F;cho&#x0364;ne Bibliothek.<lb/>
Hier lernte ich zuer&#x017F;t den Homer kennen,<lb/>
und zwar in einer pro&#x017F;ai&#x017F;chen Ueber&#x017F;etzung,<lb/>
wie &#x017F;ie im &#x017F;iebenten Theil der durch Herrn<lb/><hi rendition="#g">von Loen</hi> be&#x017F;orgten neuen Sammlung der<lb/>
merkwu&#x0364;rdig&#x017F;ten Rei&#x017F;ege&#x017F;chichten, unter dem<lb/>
Titel: Homers Be&#x017F;chreibung der Eroberung<lb/>
des trojani&#x017F;chen Reichs, zu finden i&#x017F;t, mit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">I. 6<lb/></fw>
</p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0097] fuͤr dieſe kecke Aufmerkſamkeit gar gnaͤdig zu danken. Auch in ihrem Hauſe war um ſie her alles bewegt, lebensluſtig und munter, und wir Kinder ſind ihr manche frohe Stunde ſchuldig geworden. In einem ruhigern, aber auch ihrer Na¬ tur angemeſſenen Zuſtande befand ſich eine zweyte Tante, welche mit dem bey der St. Catharinen-Kirche angeſtellten Pfarrer Stark verheiratet war. Er lebte ſeiner Geſinnung und ſeinem Stande gemaͤß ſehr einſam, und beſaß eine ſchoͤne Bibliothek. Hier lernte ich zuerſt den Homer kennen, und zwar in einer proſaiſchen Ueberſetzung, wie ſie im ſiebenten Theil der durch Herrn von Loen beſorgten neuen Sammlung der merkwuͤrdigſten Reiſegeſchichten, unter dem Titel: Homers Beſchreibung der Eroberung des trojaniſchen Reichs, zu finden iſt, mit I. 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/97
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/97>, abgerufen am 24.11.2024.