Ueber den Zustand der deutschen Littera¬ tur jener Zeit ist so Vieles und Ausreichen¬ des geschrieben worden, daß wohl Jedermann, der einigen Antheil hieran nimmt, vollkom¬ men unterrichtet seyn kann; wie denn auch das Urtheil darüber wohl ziemlich überein¬ stimmen dürfte, und was ich gegenwärtig stück- und sprungweise davon zu sagen geden¬ ke, ist nicht sowohl wie sie an und für sich beschaffen seyn mochte, als vielmehr wie sie sich zu mir verhielt. Ich will deshalb zuerst von solchen Dingen sprechen, durch welche das Publicum besonders aufgeregt wird, von den beyden Erbfeinden alles behaglichen Le¬ bens und aller heiteren, selbstgenügsamen, le¬ bendigen Dichtkunst; von der Satyre und der Kritik.
Ueber den Zuſtand der deutſchen Littera¬ tur jener Zeit iſt ſo Vieles und Ausreichen¬ des geſchrieben worden, daß wohl Jedermann, der einigen Antheil hieran nimmt, vollkom¬ men unterrichtet ſeyn kann; wie denn auch das Urtheil daruͤber wohl ziemlich uͤberein¬ ſtimmen duͤrfte, und was ich gegenwaͤrtig ſtuͤck- und ſprungweiſe davon zu ſagen geden¬ ke, iſt nicht ſowohl wie ſie an und fuͤr ſich beſchaffen ſeyn mochte, als vielmehr wie ſie ſich zu mir verhielt. Ich will deshalb zuerſt von ſolchen Dingen ſprechen, durch welche das Publicum beſonders aufgeregt wird, von den beyden Erbfeinden alles behaglichen Le¬ bens und aller heiteren, ſelbſtgenuͤgſamen, le¬ bendigen Dichtkunſt; von der Satyre und der Kritik.
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[[105]/0113]
Ueber den Zuſtand der deutſchen Littera¬
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des geſchrieben worden, daß wohl Jedermann,
der einigen Antheil hieran nimmt, vollkom¬
men unterrichtet ſeyn kann; wie denn auch
das Urtheil daruͤber wohl ziemlich uͤberein¬
ſtimmen duͤrfte, und was ich gegenwaͤrtig
ſtuͤck- und ſprungweiſe davon zu ſagen geden¬
ke, iſt nicht ſowohl wie ſie an und fuͤr ſich
beſchaffen ſeyn mochte, als vielmehr wie ſie
ſich zu mir verhielt. Ich will deshalb zuerſt
von ſolchen Dingen ſprechen, durch welche
das Publicum beſonders aufgeregt wird, von
den beyden Erbfeinden alles behaglichen Le¬
bens und aller heiteren, ſelbſtgenuͤgſamen, le¬
bendigen Dichtkunſt; von der Satyre und der
Kritik.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. [105]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/113>, abgerufen am 11.05.2024.
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