die geringe Kühnheit seiner Schriften ent¬ schuldigt werde, so wird vorausgesetzt, daß die Besserung der Thoren durchs Lächerliche kein fruchtloses Unternehmen sey.
Rabeners Persönlichkeit wird nicht leicht wieder erscheinen. Als tüchtiger, genauer Geschäftsmann thut er seine Pflicht, und er¬ wirbt sich dadurch die gute Meynung seiner Mitbürger und das Vertrauen seiner Oberen; nebenher überläßt er sich zur Erholung einer heiteren Nichtachtung alles dessen, was ihn zunächst umgiebt. Pedantische Gelehrte, eitle Jünglinge, jede Art von Beschränktheit und Dünkel bescherzt er mehr als daß er sie be¬ spottete, und selbst sein Spott drückt keine Verachtung aus. Eben so spaßt er über sei¬ nen eignen Zustand, über sein Unglück, sein Leben und seinen Tod.
Die Art, wie dieser Schriftsteller seine Gegenstände behandelt, hat wenig Aesthetisches.
die geringe Kuͤhnheit ſeiner Schriften ent¬ ſchuldigt werde, ſo wird vorausgeſetzt, daß die Beſſerung der Thoren durchs Laͤcherliche kein fruchtloſes Unternehmen ſey.
Rabeners Perſoͤnlichkeit wird nicht leicht wieder erſcheinen. Als tuͤchtiger, genauer Geſchaͤftsmann thut er ſeine Pflicht, und er¬ wirbt ſich dadurch die gute Meynung ſeiner Mitbuͤrger und das Vertrauen ſeiner Oberen; nebenher uͤberlaͤßt er ſich zur Erholung einer heiteren Nichtachtung alles deſſen, was ihn zunaͤchſt umgiebt. Pedantiſche Gelehrte, eitle Juͤnglinge, jede Art von Beſchraͤnktheit und Duͤnkel beſcherzt er mehr als daß er ſie be¬ ſpottete, und ſelbſt ſein Spott druͤckt keine Verachtung aus. Eben ſo ſpaßt er uͤber ſei¬ nen eignen Zuſtand, uͤber ſein Ungluͤck, ſein Leben und ſeinen Tod.
Die Art, wie dieſer Schriftſteller ſeine Gegenſtaͤnde behandelt, hat wenig Aeſthetiſches.
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die geringe Kuͤhnheit ſeiner Schriften ent¬
ſchuldigt werde, ſo wird vorausgeſetzt, daß
die Beſſerung der Thoren durchs Laͤcherliche
kein fruchtloſes Unternehmen ſey.
Rabeners Perſoͤnlichkeit wird nicht leicht
wieder erſcheinen. Als tuͤchtiger, genauer
Geſchaͤftsmann thut er ſeine Pflicht, und er¬
wirbt ſich dadurch die gute Meynung ſeiner
Mitbuͤrger und das Vertrauen ſeiner Oberen;
nebenher uͤberlaͤßt er ſich zur Erholung einer
heiteren Nichtachtung alles deſſen, was ihn
zunaͤchſt umgiebt. Pedantiſche Gelehrte, eitle
Juͤnglinge, jede Art von Beſchraͤnktheit und
Duͤnkel beſcherzt er mehr als daß er ſie be¬
ſpottete, und ſelbſt ſein Spott druͤckt keine
Verachtung aus. Eben ſo ſpaßt er uͤber ſei¬
nen eignen Zuſtand, uͤber ſein Ungluͤck, ſein
Leben und ſeinen Tod.
Die Art, wie dieſer Schriftſteller ſeine
Gegenſtaͤnde behandelt, hat wenig Aeſthetiſches.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/119>, abgerufen am 16.02.2025.
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