sey, zeugen von dem Verdruß, den man ihm erregt hat. Einige seiner Briefe setzen ihm als Menschen und Schriftsteller den Kranz auf. Das vertrauliche Schreiben, worin er die Dresdner Belagerung schildert, wie er sein Haus, seine Habseligkeiten, seine Schrif¬ ten und Perücken verliert, ohne auch im min¬ desten seinen Gleichmuth erschüttert, seine Heiterkeit getrübt zu sehen, ist höchst schä¬ tzenswerth, ob ihm gleich seine Zeit- und Stadtgenossen diese glückliche Gemüthsart nicht verzeihen konnten. Der Brief, wo er von der Abnahme seiner Kräfte, von seinem nahen Tode spricht, ist äußerst respektabel, und Rabener verdient, von allen heiteren, verständigen, in die irdischen Ereignisse froh ergebenen Menschen als Heiliger verehrt zu werden.
Ungern reiße ich mich von ihm los, nur das bemerke ich noch: seine Satyre bezieht sich durchaus auf den Mittelstand; er läßt
II. 8
ſey, zeugen von dem Verdruß, den man ihm erregt hat. Einige ſeiner Briefe ſetzen ihm als Menſchen und Schriftſteller den Kranz auf. Das vertrauliche Schreiben, worin er die Dresdner Belagerung ſchildert, wie er ſein Haus, ſeine Habſeligkeiten, ſeine Schrif¬ ten und Peruͤcken verliert, ohne auch im min¬ deſten ſeinen Gleichmuth erſchuͤttert, ſeine Heiterkeit getruͤbt zu ſehen, iſt hoͤchſt ſchaͤ¬ tzenswerth, ob ihm gleich ſeine Zeit- und Stadtgenoſſen dieſe gluͤckliche Gemuͤthsart nicht verzeihen konnten. Der Brief, wo er von der Abnahme ſeiner Kraͤfte, von ſeinem nahen Tode ſpricht, iſt aͤußerſt reſpektabel, und Rabener verdient, von allen heiteren, verſtaͤndigen, in die irdiſchen Ereigniſſe froh ergebenen Menſchen als Heiliger verehrt zu werden.
Ungern reiße ich mich von ihm los, nur das bemerke ich noch: ſeine Satyre bezieht ſich durchaus auf den Mittelſtand; er laͤßt
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ſey, zeugen von dem Verdruß, den man ihm
erregt hat. Einige ſeiner Briefe ſetzen ihm
als Menſchen und Schriftſteller den Kranz
auf. Das vertrauliche Schreiben, worin er
die Dresdner Belagerung ſchildert, wie er
ſein Haus, ſeine Habſeligkeiten, ſeine Schrif¬
ten und Peruͤcken verliert, ohne auch im min¬
deſten ſeinen Gleichmuth erſchuͤttert, ſeine
Heiterkeit getruͤbt zu ſehen, iſt hoͤchſt ſchaͤ¬
tzenswerth, ob ihm gleich ſeine Zeit- und
Stadtgenoſſen dieſe gluͤckliche Gemuͤthsart
nicht verzeihen konnten. Der Brief, wo er
von der Abnahme ſeiner Kraͤfte, von ſeinem
nahen Tode ſpricht, iſt aͤußerſt reſpektabel,
und Rabener verdient, von allen heiteren,
verſtaͤndigen, in die irdiſchen Ereigniſſe froh
ergebenen Menſchen als Heiliger verehrt zu
werden.
Ungern reiße ich mich von ihm los, nur
das bemerke ich noch: ſeine Satyre bezieht
ſich durchaus auf den Mittelſtand; er laͤßt
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/121>, abgerufen am 21.11.2024.
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