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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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Glücks, und erreichte dadurch so viel, daß er,
als ein verständiger Mann, einsah, es sey
besser, mich mit dem Ausgang der Geschichte
bekannt zu machen, und zwar im Einzelnen
und Besonderen, damit ich klar über das Gan¬
ze würde und man mir mit Ernst und Eifer
zureden könne, daß ich mich fassen, das Vergan¬
gene hinter mich werfen und ein neues Leben
anfangen müsse. Zuerst vertraute er mir, wer
die anderen jungen Leute von Stande gewesen,
die sich Anfangs zu verwegenen Mystificatio¬
nen, dann zu possenhaften Polizeyverbrechen,
ferner zu lustigen Geldschneidereyen und an¬
deren solchen verfänglichen Dingen hatten ver¬
leiten lassen. Es war dadurch wirklich eine
kleine Verschwörung entstanden, zu der sich
gewissenlose Menschen gesellten, durch Verfäl¬
schung von Papieren, Nachbildung von Unter¬
schriften manches Strafwürdige begingen und
noch Strafwürdigeres vorbereiteten. Die Vet¬
tern, nach denen ich zuletzt ungeduldig fragte,
waren ganz unschuldig, nur im Allgemeinsten

Gluͤcks, und erreichte dadurch ſo viel, daß er,
als ein verſtaͤndiger Mann, einſah, es ſey
beſſer, mich mit dem Ausgang der Geſchichte
bekannt zu machen, und zwar im Einzelnen
und Beſonderen, damit ich klar uͤber das Gan¬
ze wuͤrde und man mir mit Ernſt und Eifer
zureden koͤnne, daß ich mich faſſen, das Vergan¬
gene hinter mich werfen und ein neues Leben
anfangen muͤſſe. Zuerſt vertraute er mir, wer
die anderen jungen Leute von Stande geweſen,
die ſich Anfangs zu verwegenen Myſtificatio¬
nen, dann zu poſſenhaften Polizeyverbrechen,
ferner zu luſtigen Geldſchneidereyen und an¬
deren ſolchen verfaͤnglichen Dingen hatten ver¬
leiten laſſen. Es war dadurch wirklich eine
kleine Verſchwoͤrung entſtanden, zu der ſich
gewiſſenloſe Menſchen geſellten, durch Verfaͤl¬
ſchung von Papieren, Nachbildung von Unter¬
ſchriften manches Strafwuͤrdige begingen und
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[5/0013] Gluͤcks, und erreichte dadurch ſo viel, daß er, als ein verſtaͤndiger Mann, einſah, es ſey beſſer, mich mit dem Ausgang der Geſchichte bekannt zu machen, und zwar im Einzelnen und Beſonderen, damit ich klar uͤber das Gan¬ ze wuͤrde und man mir mit Ernſt und Eifer zureden koͤnne, daß ich mich faſſen, das Vergan¬ gene hinter mich werfen und ein neues Leben anfangen muͤſſe. Zuerſt vertraute er mir, wer die anderen jungen Leute von Stande geweſen, die ſich Anfangs zu verwegenen Myſtificatio¬ nen, dann zu poſſenhaften Polizeyverbrechen, ferner zu luſtigen Geldſchneidereyen und an¬ deren ſolchen verfaͤnglichen Dingen hatten ver¬ leiten laſſen. Es war dadurch wirklich eine kleine Verſchwoͤrung entſtanden, zu der ſich gewiſſenloſe Menſchen geſellten, durch Verfaͤl¬ ſchung von Papieren, Nachbildung von Unter¬ ſchriften manches Strafwuͤrdige begingen und noch Strafwuͤrdigeres vorbereiteten. Die Vet¬ tern, nach denen ich zuletzt ungeduldig fragte, waren ganz unſchuldig, nur im Allgemeinſten

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/13>, abgerufen am 27.04.2024.