Preuße geschlagen hatte. Durch den politischen Frieden konnte der Friede zwischen den Gemü¬ thern nicht sogleich hergestellt werden. Dieses aber sollte gedachtes Schauspiel im Bilde be¬ wirken. Die Anmuth und Liebenswürdigkeit der Sächsinnen überwindet den Werth, die Würde, den Starrsinn der Preußen, und so¬ wohl an den Hauptpersonen als den Subal¬ ternen wird eine glückliche Vereinigung bi¬ zarrer und widerstrebender Elemente kunstge¬ mäß dargestellt.
Habe ich durch diese cursorischen und desul¬ torischen Bemerkungen über deutsche Litteratur meine Leser in einige Verwirrung gesetzt, so ist es mir geglückt, eine Vorstellung von jenem chaotischen Zustande zu geben, in welchem sich mein armes Gehirn befand, als, im Conflict zweyer, für das litterarische Vaterland so be¬ deutender Epochen, so viel Neues auf mich ein¬ drängte, ehe ich mich mit dem Alten hatte ab¬ finden können, so viel Altes sein Recht noch
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Preuße geſchlagen hatte. Durch den politiſchen Frieden konnte der Friede zwiſchen den Gemuͤ¬ thern nicht ſogleich hergeſtellt werden. Dieſes aber ſollte gedachtes Schauſpiel im Bilde be¬ wirken. Die Anmuth und Liebenswuͤrdigkeit der Saͤchſinnen uͤberwindet den Werth, die Wuͤrde, den Starrſinn der Preußen, und ſo¬ wohl an den Hauptperſonen als den Subal¬ ternen wird eine gluͤckliche Vereinigung bi¬ zarrer und widerſtrebender Elemente kunſtge¬ maͤß dargeſtellt.
Habe ich durch dieſe curſoriſchen und deſul¬ toriſchen Bemerkungen uͤber deutſche Litteratur meine Leſer in einige Verwirrung geſetzt, ſo iſt es mir gegluͤckt, eine Vorſtellung von jenem chaotiſchen Zuſtande zu geben, in welchem ſich mein armes Gehirn befand, als, im Conflict zweyer, fuͤr das litterariſche Vaterland ſo be¬ deutender Epochen, ſo viel Neues auf mich ein¬ draͤngte, ehe ich mich mit dem Alten hatte ab¬ finden koͤnnen, ſo viel Altes ſein Recht noch
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Preuße geſchlagen hatte. Durch den politiſchen
Frieden konnte der Friede zwiſchen den Gemuͤ¬
thern nicht ſogleich hergeſtellt werden. Dieſes
aber ſollte gedachtes Schauſpiel im Bilde be¬
wirken. Die Anmuth und Liebenswuͤrdigkeit
der Saͤchſinnen uͤberwindet den Werth, die
Wuͤrde, den Starrſinn der Preußen, und ſo¬
wohl an den Hauptperſonen als den Subal¬
ternen wird eine gluͤckliche Vereinigung bi¬
zarrer und widerſtrebender Elemente kunſtge¬
maͤß dargeſtellt.
Habe ich durch dieſe curſoriſchen und deſul¬
toriſchen Bemerkungen uͤber deutſche Litteratur
meine Leſer in einige Verwirrung geſetzt, ſo iſt
es mir gegluͤckt, eine Vorſtellung von jenem
chaotiſchen Zuſtande zu geben, in welchem ſich
mein armes Gehirn befand, als, im Conflict
zweyer, fuͤr das litterariſche Vaterland ſo be¬
deutender Epochen, ſo viel Neues auf mich ein¬
draͤngte, ehe ich mich mit dem Alten hatte ab¬
finden koͤnnen, ſo viel Altes ſein Recht noch
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/171>, abgerufen am 24.11.2024.
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