gen die königlichen Schlösser zerstört, die Brühlschen Herrlichkeiten vernichtet, und es war von allem nur ein sehr beschädigtes herr¬ liches Land übrig geblieben.
Als er mich über jenen unsinnigen Genuß des Glücks verwundert, und sodann über das erfolgte Unglück betrübt sah, und mich bedeu¬ tete, wie man von einem erfahrnen Manne geradezu verlange, daß er über keins von bey¬ den erstaunen, noch daran einen zu lebhaften Antheil nehmen solle; so fühlte ich große Lust, in meiner bisherigen Unerfahrenheit noch eine Weile zu verharren, worin er mich denn be¬ stärkte und recht angelegentlich bat, ich möchte mich, bis auf Weiteres, immer an die an¬ genehmen Erfahrungen halten und die unan¬ genehmen soviel als möglich abzulehnen su¬ chen, wenn sie sich mir aufdringen sollten. Einst aber, als wieder im Allgemeinen die Rede von Erfahrung war und ich ihm jene possenhaften Phrasen des Freundes Behrisch
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gen die koͤniglichen Schloͤſſer zerſtoͤrt, die Bruͤhlſchen Herrlichkeiten vernichtet, und es war von allem nur ein ſehr beſchaͤdigtes herr¬ liches Land uͤbrig geblieben.
Als er mich uͤber jenen unſinnigen Genuß des Gluͤcks verwundert, und ſodann uͤber das erfolgte Ungluͤck betruͤbt ſah, und mich bedeu¬ tete, wie man von einem erfahrnen Manne geradezu verlange, daß er uͤber keins von bey¬ den erſtaunen, noch daran einen zu lebhaften Antheil nehmen ſolle; ſo fuͤhlte ich große Luſt, in meiner bisherigen Unerfahrenheit noch eine Weile zu verharren, worin er mich denn be¬ ſtaͤrkte und recht angelegentlich bat, ich moͤchte mich, bis auf Weiteres, immer an die an¬ genehmen Erfahrungen halten und die unan¬ genehmen ſoviel als moͤglich abzulehnen ſu¬ chen, wenn ſie ſich mir aufdringen ſollten. Einſt aber, als wieder im Allgemeinen die Rede von Erfahrung war und ich ihm jene poſſenhaften Phraſen des Freundes Behriſch
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gen die koͤniglichen Schloͤſſer zerſtoͤrt, die
Bruͤhlſchen Herrlichkeiten vernichtet, und es
war von allem nur ein ſehr beſchaͤdigtes herr¬
liches Land uͤbrig geblieben.
Als er mich uͤber jenen unſinnigen Genuß
des Gluͤcks verwundert, und ſodann uͤber das
erfolgte Ungluͤck betruͤbt ſah, und mich bedeu¬
tete, wie man von einem erfahrnen Manne
geradezu verlange, daß er uͤber keins von bey¬
den erſtaunen, noch daran einen zu lebhaften
Antheil nehmen ſolle; ſo fuͤhlte ich große Luſt,
in meiner bisherigen Unerfahrenheit noch eine
Weile zu verharren, worin er mich denn be¬
ſtaͤrkte und recht angelegentlich bat, ich moͤchte
mich, bis auf Weiteres, immer an die an¬
genehmen Erfahrungen halten und die unan¬
genehmen ſoviel als moͤglich abzulehnen ſu¬
chen, wenn ſie ſich mir aufdringen ſollten.
Einſt aber, als wieder im Allgemeinen die
Rede von Erfahrung war und ich ihm jene
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/235>, abgerufen am 21.11.2024.
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