ben und ersuchte sie, wenn etwas nöthig sey, sich daraus zu versehen. Da er es ablehnen wollte und mit einiger Schalkheit zu verste¬ hen gab, daß er nicht so abgebrannt sey als es aussehen möchte, so entwaffnete ich ihn dadurch, daß ich sagte: und wenn es auch nur wäre, um das Wasser in Wein zu ver¬ wandeln, so würde wohl, da heut zu Tage keine Wunder mehr geschehen, ein solches pro¬ bates Hausmittel nicht am unrechten Orte seyn. Die Wirthinn schien mein Reden und Handeln immer weniger seltsam zu finden, wir hatten uns bald in einander geschickt und brachten einen sehr heiteren Abend zu. Er blieb sich immer gleich, weil alles aus Einer Quelle floß. Sein Eigenthum war ein tüch¬ tiger Menschenverstand, der auf einem heite¬ ren Gemüth ruhte und sich in der gleichmä¬ ßigen hergebrachten Thätigkeit gefiel. Daß er unablässig arbeitete, war sein Erstes und Noth¬ wendigstes, daß er alles Uebrige als zufällig ansah, dieß bewahrte sein Behagen; und ich
II. 17
ben und erſuchte ſie, wenn etwas noͤthig ſey, ſich daraus zu verſehen. Da er es ablehnen wollte und mit einiger Schalkheit zu verſte¬ hen gab, daß er nicht ſo abgebrannt ſey als es ausſehen moͤchte, ſo entwaffnete ich ihn dadurch, daß ich ſagte: und wenn es auch nur waͤre, um das Waſſer in Wein zu ver¬ wandeln, ſo wuͤrde wohl, da heut zu Tage keine Wunder mehr geſchehen, ein ſolches pro¬ bates Hausmittel nicht am unrechten Orte ſeyn. Die Wirthinn ſchien mein Reden und Handeln immer weniger ſeltſam zu finden, wir hatten uns bald in einander geſchickt und brachten einen ſehr heiteren Abend zu. Er blieb ſich immer gleich, weil alles aus Einer Quelle floß. Sein Eigenthum war ein tuͤch¬ tiger Menſchenverſtand, der auf einem heite¬ ren Gemuͤth ruhte und ſich in der gleichmaͤ¬ ßigen hergebrachten Thaͤtigkeit gefiel. Daß er unablaͤſſig arbeitete, war ſein Erſtes und Noth¬ wendigſtes, daß er alles Uebrige als zufaͤllig anſah, dieß bewahrte ſein Behagen; und ich
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ben und erſuchte ſie, wenn etwas noͤthig ſey,
ſich daraus zu verſehen. Da er es ablehnen
wollte und mit einiger Schalkheit zu verſte¬
hen gab, daß er nicht ſo abgebrannt ſey als
es ausſehen moͤchte, ſo entwaffnete ich ihn
dadurch, daß ich ſagte: und wenn es auch
nur waͤre, um das Waſſer in Wein zu ver¬
wandeln, ſo wuͤrde wohl, da heut zu Tage
keine Wunder mehr geſchehen, ein ſolches pro¬
bates Hausmittel nicht am unrechten Orte
ſeyn. Die Wirthinn ſchien mein Reden und
Handeln immer weniger ſeltſam zu finden,
wir hatten uns bald in einander geſchickt und
brachten einen ſehr heiteren Abend zu. Er
blieb ſich immer gleich, weil alles aus Einer
Quelle floß. Sein Eigenthum war ein tuͤch¬
tiger Menſchenverſtand, der auf einem heite¬
ren Gemuͤth ruhte und ſich in der gleichmaͤ¬
ßigen hergebrachten Thaͤtigkeit gefiel. Daß er
unablaͤſſig arbeitete, war ſein Erſtes und Noth¬
wendigſtes, daß er alles Uebrige als zufaͤllig
anſah, dieß bewahrte ſein Behagen; und ich
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/265>, abgerufen am 21.11.2024.
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