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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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gemeinschaftlich, und der älteste componirte
einige meiner Lieder, die, gedruckt, seinen
Namen, aber nicht den meinigen führten
und wenig bekannt geworden sind. Ich habe
die besseren ausgezogen und zwischen meine
übrigen kleinen Poesien eingeschaltet. Der
Vater hatte den Notendruck erfunden oder
vervollkommnet. Von einer schönen Biblio¬
thek, die sich meistens auf den Ursprung der
Buchdruckerey und ihr Wachsthum bezog, er¬
laubte er mir den Gebrauch, wodurch ich mir
in diesem Fache einige Kenntniß erwarb. In¬
gleichen fand ich daselbst gute Kupferwerke,
die das Alterthum darstellten, und setzte meine
Studien auch von dieser Seite fort, welche
dadurch noch mehr gefördert wurden, daß eine
ansehnliche Schwefelsammlung beym Umziehen
in Unordnung gerathen war. Ich brachte sie,
so gut ich konnte, wieder zurechte und war
genöthigt dabey mich im Lippert und Anderen
umzusehen. Einen Arzt, Doctor Reichel,
gleichfalls einen Hausgenossen, consultirte ich

gemeinſchaftlich, und der aͤlteſte componirte
einige meiner Lieder, die, gedruckt, ſeinen
Namen, aber nicht den meinigen fuͤhrten
und wenig bekannt geworden ſind. Ich habe
die beſſeren ausgezogen und zwiſchen meine
uͤbrigen kleinen Poeſien eingeſchaltet. Der
Vater hatte den Notendruck erfunden oder
vervollkommnet. Von einer ſchoͤnen Biblio¬
thek, die ſich meiſtens auf den Urſprung der
Buchdruckerey und ihr Wachsthum bezog, er¬
laubte er mir den Gebrauch, wodurch ich mir
in dieſem Fache einige Kenntniß erwarb. In¬
gleichen fand ich daſelbſt gute Kupferwerke,
die das Alterthum darſtellten, und ſetzte meine
Studien auch von dieſer Seite fort, welche
dadurch noch mehr gefoͤrdert wurden, daß eine
anſehnliche Schwefelſammlung beym Umziehen
in Unordnung gerathen war. Ich brachte ſie,
ſo gut ich konnte, wieder zurechte und war
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[271/0279] gemeinſchaftlich, und der aͤlteſte componirte einige meiner Lieder, die, gedruckt, ſeinen Namen, aber nicht den meinigen fuͤhrten und wenig bekannt geworden ſind. Ich habe die beſſeren ausgezogen und zwiſchen meine uͤbrigen kleinen Poeſien eingeſchaltet. Der Vater hatte den Notendruck erfunden oder vervollkommnet. Von einer ſchoͤnen Biblio¬ thek, die ſich meiſtens auf den Urſprung der Buchdruckerey und ihr Wachsthum bezog, er¬ laubte er mir den Gebrauch, wodurch ich mir in dieſem Fache einige Kenntniß erwarb. In¬ gleichen fand ich daſelbſt gute Kupferwerke, die das Alterthum darſtellten, und ſetzte meine Studien auch von dieſer Seite fort, welche dadurch noch mehr gefoͤrdert wurden, daß eine anſehnliche Schwefelſammlung beym Umziehen in Unordnung gerathen war. Ich brachte ſie, ſo gut ich konnte, wieder zurechte und war genoͤthigt dabey mich im Lippert und Anderen umzuſehen. Einen Arzt, Doctor Reichel, gleichfalls einen Hausgenoſſen, conſultirte ich

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/279>, abgerufen am 21.11.2024.