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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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zu können, als indem sie ein großes neues
Haus, zum silbernen Bären, dem ersten ge¬
genüber errichteten, welches höher und weit¬
läuftiger als das Stammhaus selbst angelegt
ward. Gerade zu der Zeit des Baues ward
ich mit der Familie bekannt. Der älteste
Sohn mochte einige Jahre mehr haben als
ich, ein wohlgestalteter junger Mann, der Mu¬
sik ergeben und geübt sowohl den Flügel als
die Violine fertig zu behandeln. Der zweyte,
eine treue gute Seele, gleichfalls musicalisch,
belebte nicht weniger als der älteste die Con¬
certe, die öfters veranstaltet wurden. Sie
waren mir beyde, so wie auch Aeltern und
Schwestern, gewogen; ich ging ihnen beym
Auf- und Ausbau, beym Möbliren und Ein¬
ziehen zur Hand, und begriff dadurch man¬
ches, was sich auf ein solches Geschäft be¬
zieht; auch hatte ich Gelegenheit, die Oeseri¬
schen Lehren angewendet zu sehn. In dem
neuen Hause, das ich also entstehen sah, war
ich oft zum Besuch. Wir trieben manches

zu koͤnnen, als indem ſie ein großes neues
Haus, zum ſilbernen Baͤren, dem erſten ge¬
genuͤber errichteten, welches hoͤher und weit¬
laͤuftiger als das Stammhaus ſelbſt angelegt
ward. Gerade zu der Zeit des Baues ward
ich mit der Familie bekannt. Der aͤlteſte
Sohn mochte einige Jahre mehr haben als
ich, ein wohlgeſtalteter junger Mann, der Mu¬
ſik ergeben und geuͤbt ſowohl den Fluͤgel als
die Violine fertig zu behandeln. Der zweyte,
eine treue gute Seele, gleichfalls muſicaliſch,
belebte nicht weniger als der aͤlteſte die Con¬
certe, die oͤfters veranſtaltet wurden. Sie
waren mir beyde, ſo wie auch Aeltern und
Schweſtern, gewogen; ich ging ihnen beym
Auf- und Ausbau, beym Moͤbliren und Ein¬
ziehen zur Hand, und begriff dadurch man¬
ches, was ſich auf ein ſolches Geſchaͤft be¬
zieht; auch hatte ich Gelegenheit, die Oeſeri¬
ſchen Lehren angewendet zu ſehn. In dem
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ich oft zum Beſuch. Wir trieben manches

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[270/0278] zu koͤnnen, als indem ſie ein großes neues Haus, zum ſilbernen Baͤren, dem erſten ge¬ genuͤber errichteten, welches hoͤher und weit¬ laͤuftiger als das Stammhaus ſelbſt angelegt ward. Gerade zu der Zeit des Baues ward ich mit der Familie bekannt. Der aͤlteſte Sohn mochte einige Jahre mehr haben als ich, ein wohlgeſtalteter junger Mann, der Mu¬ ſik ergeben und geuͤbt ſowohl den Fluͤgel als die Violine fertig zu behandeln. Der zweyte, eine treue gute Seele, gleichfalls muſicaliſch, belebte nicht weniger als der aͤlteſte die Con¬ certe, die oͤfters veranſtaltet wurden. Sie waren mir beyde, ſo wie auch Aeltern und Schweſtern, gewogen; ich ging ihnen beym Auf- und Ausbau, beym Moͤbliren und Ein¬ ziehen zur Hand, und begriff dadurch man¬ ches, was ſich auf ein ſolches Geſchaͤft be¬ zieht; auch hatte ich Gelegenheit, die Oeſeri¬ ſchen Lehren angewendet zu ſehn. In dem neuen Hauſe, das ich alſo entſtehen ſah, war ich oft zum Beſuch. Wir trieben manches

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/278>, abgerufen am 21.11.2024.