Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

gefallen lassen. Das gewöhnliche Leben er¬
griff mich wieder, und ich fühlte mich zuletzt
ganz behaglich, wenn ein freundschaftlicher
Umgang, Zunahme an Kenntnissen, die mir
gemäß waren, und eine gewisse Uebung der
Hand mich auf eine weniger bedeutende, aber
meinen Kräften mehr proportionirte Weise
beschäftigten.

Eine sehr angenehme und für mich heilsa¬
me Verbindung, zu der ich gelangte, war die
mit dem Breitkopfischen Hause. Bernhard
Christoph Breitkopf
, der eigentliche Stif¬
ter der Familie, der als ein armer Buchdru¬
ckergesell nach Leipzig gekommen war, lebte
noch und bewohnte den goldenen Bären, ein
ansehnliches Gebäude auf dem neuen Neu¬
markt, mit Gottsched als Hausgenossen. Der
Sohn, Joh. Gottlob Immanuel, war
auch schon längst verheiratet und Vater meh¬
rerer Kinder. Einen Theil ihres ansehnlichen
Vermögens glaubten sie nicht besser anwenden

gefallen laſſen. Das gewoͤhnliche Leben er¬
griff mich wieder, und ich fuͤhlte mich zuletzt
ganz behaglich, wenn ein freundſchaftlicher
Umgang, Zunahme an Kenntniſſen, die mir
gemaͤß waren, und eine gewiſſe Uebung der
Hand mich auf eine weniger bedeutende, aber
meinen Kraͤften mehr proportionirte Weiſe
beſchaͤftigten.

Eine ſehr angenehme und fuͤr mich heilſa¬
me Verbindung, zu der ich gelangte, war die
mit dem Breitkopfiſchen Hauſe. Bernhard
Chriſtoph Breitkopf
, der eigentliche Stif¬
ter der Familie, der als ein armer Buchdru¬
ckergeſell nach Leipzig gekommen war, lebte
noch und bewohnte den goldenen Baͤren, ein
anſehnliches Gebaͤude auf dem neuen Neu¬
markt, mit Gottſched als Hausgenoſſen. Der
Sohn, Joh. Gottlob Immanuel, war
auch ſchon laͤngſt verheiratet und Vater meh¬
rerer Kinder. Einen Theil ihres anſehnlichen
Vermoͤgens glaubten ſie nicht beſſer anwenden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0277" n="269"/>
gefallen la&#x017F;&#x017F;en. Das gewo&#x0364;hnliche Leben er¬<lb/>
griff mich wieder, und ich fu&#x0364;hlte mich zuletzt<lb/>
ganz behaglich, wenn ein freund&#x017F;chaftlicher<lb/>
Umgang, Zunahme an Kenntni&#x017F;&#x017F;en, die mir<lb/>
gema&#x0364;ß waren, und eine gewi&#x017F;&#x017F;e Uebung der<lb/>
Hand mich auf eine weniger bedeutende, aber<lb/>
meinen Kra&#x0364;ften mehr proportionirte Wei&#x017F;e<lb/>
be&#x017F;cha&#x0364;ftigten.</p><lb/>
        <p>Eine &#x017F;ehr angenehme und fu&#x0364;r mich heil&#x017F;<lb/>
me Verbindung, zu der ich gelangte, war die<lb/>
mit dem Breitkopfi&#x017F;chen Hau&#x017F;e. <hi rendition="#g">Bernhard<lb/>
Chri&#x017F;toph Breitkopf</hi>, der eigentliche Stif¬<lb/>
ter der Familie, der als ein armer Buchdru¬<lb/>
ckerge&#x017F;ell nach Leipzig gekommen war, lebte<lb/>
noch und bewohnte den goldenen Ba&#x0364;ren, ein<lb/>
an&#x017F;ehnliches Geba&#x0364;ude auf dem neuen Neu¬<lb/>
markt, mit Gott&#x017F;ched als Hausgeno&#x017F;&#x017F;en. Der<lb/>
Sohn, <hi rendition="#g">Joh</hi>. <hi rendition="#g">Gottlob Immanuel</hi>, war<lb/>
auch &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t verheiratet und Vater meh¬<lb/>
rerer Kinder. Einen Theil ihres an&#x017F;ehnlichen<lb/>
Vermo&#x0364;gens glaubten &#x017F;ie nicht be&#x017F;&#x017F;er anwenden<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0277] gefallen laſſen. Das gewoͤhnliche Leben er¬ griff mich wieder, und ich fuͤhlte mich zuletzt ganz behaglich, wenn ein freundſchaftlicher Umgang, Zunahme an Kenntniſſen, die mir gemaͤß waren, und eine gewiſſe Uebung der Hand mich auf eine weniger bedeutende, aber meinen Kraͤften mehr proportionirte Weiſe beſchaͤftigten. Eine ſehr angenehme und fuͤr mich heilſa¬ me Verbindung, zu der ich gelangte, war die mit dem Breitkopfiſchen Hauſe. Bernhard Chriſtoph Breitkopf, der eigentliche Stif¬ ter der Familie, der als ein armer Buchdru¬ ckergeſell nach Leipzig gekommen war, lebte noch und bewohnte den goldenen Baͤren, ein anſehnliches Gebaͤude auf dem neuen Neu¬ markt, mit Gottſched als Hausgenoſſen. Der Sohn, Joh. Gottlob Immanuel, war auch ſchon laͤngſt verheiratet und Vater meh¬ rerer Kinder. Einen Theil ihres anſehnlichen Vermoͤgens glaubten ſie nicht beſſer anwenden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/277
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/277>, abgerufen am 20.05.2024.