wohl zu den fleißigsten der academischen Mit¬ bürger rechnen. Er besuchte seine Collegien auf das regelmäßigste und sein Privatfleiß blieb sich immer gleich. Schritt vor Schritt, ohne die mindeste Abweichung, sah ich ihn den Doc¬ torgrad erreichen, dann sich zur Assessur em¬ porheben, ohne daß ihm hieben etwas müh¬ sam geschienen, daß er im mindesten etwas übereilt oder verspätet hätte. Die Sanftheit seines Charakters zog mich an, seine lehrrei¬ che Unterhaltung hielt mich fest; ja ich glaube wirklich, daß ich mich an seinem geregelten Fleiß vorzüglich deswegen erfreute, weil ich mir von einem Verdienste, dessen ich mich kei¬ neswegs rühmen konnte, durch Anerkennung und Hochschätzung, wenigstens einen Theil zu¬ zueignen meynte.
Eben so regelmäßig als in seinen Geschäf¬ ten, war er in Ausübung seiner Talente und im Genuß seiner Vergnügungen. Er spielte den Flügel mit großer Fertigkeit, zeichnete mit
wohl zu den fleißigſten der academiſchen Mit¬ buͤrger rechnen. Er beſuchte ſeine Collegien auf das regelmaͤßigſte und ſein Privatfleiß blieb ſich immer gleich. Schritt vor Schritt, ohne die mindeſte Abweichung, ſah ich ihn den Doc¬ torgrad erreichen, dann ſich zur Aſſeſſur em¬ porheben, ohne daß ihm hieben etwas muͤh¬ ſam geſchienen, daß er im mindeſten etwas uͤbereilt oder verſpaͤtet haͤtte. Die Sanftheit ſeines Charakters zog mich an, ſeine lehrrei¬ che Unterhaltung hielt mich feſt; ja ich glaube wirklich, daß ich mich an ſeinem geregelten Fleiß vorzuͤglich deswegen erfreute, weil ich mir von einem Verdienſte, deſſen ich mich kei¬ neswegs ruͤhmen konnte, durch Anerkennung und Hochſchaͤtzung, wenigſtens einen Theil zu¬ zueignen meynte.
Eben ſo regelmaͤßig als in ſeinen Geſchaͤf¬ ten, war er in Ausuͤbung ſeiner Talente und im Genuß ſeiner Vergnuͤgungen. Er ſpielte den Fluͤgel mit großer Fertigkeit, zeichnete mit
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wohl zu den fleißigſten der academiſchen Mit¬
buͤrger rechnen. Er beſuchte ſeine Collegien
auf das regelmaͤßigſte und ſein Privatfleiß blieb
ſich immer gleich. Schritt vor Schritt, ohne
die mindeſte Abweichung, ſah ich ihn den Doc¬
torgrad erreichen, dann ſich zur Aſſeſſur em¬
porheben, ohne daß ihm hieben etwas muͤh¬
ſam geſchienen, daß er im mindeſten etwas
uͤbereilt oder verſpaͤtet haͤtte. Die Sanftheit
ſeines Charakters zog mich an, ſeine lehrrei¬
che Unterhaltung hielt mich feſt; ja ich glaube
wirklich, daß ich mich an ſeinem geregelten
Fleiß vorzuͤglich deswegen erfreute, weil ich
mir von einem Verdienſte, deſſen ich mich kei¬
neswegs ruͤhmen konnte, durch Anerkennung
und Hochſchaͤtzung, wenigſtens einen Theil zu¬
zueignen meynte.
Eben ſo regelmaͤßig als in ſeinen Geſchaͤf¬
ten, war er in Ausuͤbung ſeiner Talente und
im Genuß ſeiner Vergnuͤgungen. Er ſpielte
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/293>, abgerufen am 21.11.2024.
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