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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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endlich alles und die Sache hatte keine weite¬
ren Folgen.

Mit einem so gellenden Nachklange acade¬
mischer Großthaten fuhr ich im September
1768 von Leipzig ab, in dem bequemen Wa¬
gen eines Hauderers und in Gesellschaft eini¬
ger mir bekannten zuverlässigen Personen. In
der Gegend von Auerstädt gedachte ich jenes
früheren Unfalls; aber ich konnte nicht ahn¬
den, was viele Jahre nachher mich von dort¬
her mit größerer Gefahr bedrohen würde,
eben so wenig, als in Gotha, wo wir uns
das Schloß zeigen ließen, ich, in dem großen
mit Stuckaturbildern verzierten Saale, den¬
ken durfte, daß mir an eben der Stelle so
viel Gnädiges und Liebes widerfahren sollte.

Jemehr ich mich nun meiner Vaterstadt
näherte, destomehr rief ich mir, bedenklicher
Weise, zurück, in welchen Zuständen, Aus¬
sichten, Hoffnungen ich von Hause weggegan¬

endlich alles und die Sache hatte keine weite¬
ren Folgen.

Mit einem ſo gellenden Nachklange acade¬
miſcher Großthaten fuhr ich im September
1768 von Leipzig ab, in dem bequemen Wa¬
gen eines Hauderers und in Geſellſchaft eini¬
ger mir bekannten zuverlaͤſſigen Perſonen. In
der Gegend von Auerſtaͤdt gedachte ich jenes
fruͤheren Unfalls; aber ich konnte nicht ahn¬
den, was viele Jahre nachher mich von dort¬
her mit groͤßerer Gefahr bedrohen wuͤrde,
eben ſo wenig, als in Gotha, wo wir uns
das Schloß zeigen ließen, ich, in dem großen
mit Stuckaturbildern verzierten Saale, den¬
ken durfte, daß mir an eben der Stelle ſo
viel Gnaͤdiges und Liebes widerfahren ſollte.

Jemehr ich mich nun meiner Vaterſtadt
naͤherte, deſtomehr rief ich mir, bedenklicher
Weiſe, zuruͤck, in welchen Zuſtaͤnden, Aus¬
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[297/0305] endlich alles und die Sache hatte keine weite¬ ren Folgen. Mit einem ſo gellenden Nachklange acade¬ miſcher Großthaten fuhr ich im September 1768 von Leipzig ab, in dem bequemen Wa¬ gen eines Hauderers und in Geſellſchaft eini¬ ger mir bekannten zuverlaͤſſigen Perſonen. In der Gegend von Auerſtaͤdt gedachte ich jenes fruͤheren Unfalls; aber ich konnte nicht ahn¬ den, was viele Jahre nachher mich von dort¬ her mit groͤßerer Gefahr bedrohen wuͤrde, eben ſo wenig, als in Gotha, wo wir uns das Schloß zeigen ließen, ich, in dem großen mit Stuckaturbildern verzierten Saale, den¬ ken durfte, daß mir an eben der Stelle ſo viel Gnaͤdiges und Liebes widerfahren ſollte. Jemehr ich mich nun meiner Vaterſtadt naͤherte, deſtomehr rief ich mir, bedenklicher Weiſe, zuruͤck, in welchen Zuſtaͤnden, Aus¬ ſichten, Hoffnungen ich von Hauſe weggegan¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/305>, abgerufen am 23.11.2024.