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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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Ich vertraute sogleich die Sache Lersen,
und wir gingen des andern Morgens zu dem
jungen Manne, den mein Freund, mit seiner
Trockenheit, zum Lachen brachte. Wir wur¬
den eins, ein ohngefähres Zusammentreffen
einzuleiten, wo eine Ausgleichung vor sich ge¬
hen sollte. Das Lustigste dabey war, daß
der Hauptmann, auch dießmal seine Unart
verschlafen hatte, und zur Begütigung des
jungen Mannes, dem auch an keinen Hän¬
deln gelegen war, sich bereit finden ließ. Al¬
les war an einem Morgen abgethan, und
da die Begebenheit nicht ganz verschwiegen
blieb, so entging ich nicht den Scherzen mei¬
ner Freunde, die mir aus eigner Erfahrung
hätten voraussagen können, wie lästig mir ge¬
legentlich die Freundschaft des Hauptmanns
werden dürfte.

Indem ich nun aber darauf sinne, was
wohl zunächst weiter mitzutheilen wäre, so
kommt mir, durch ein seltsames Spiel der

Ich vertraute ſogleich die Sache Lerſen,
und wir gingen des andern Morgens zu dem
jungen Manne, den mein Freund, mit ſeiner
Trockenheit, zum Lachen brachte. Wir wur¬
den eins, ein ohngefaͤhres Zuſammentreffen
einzuleiten, wo eine Ausgleichung vor ſich ge¬
hen ſollte. Das Luſtigſte dabey war, daß
der Hauptmann, auch dießmal ſeine Unart
verſchlafen hatte, und zur Beguͤtigung des
jungen Mannes, dem auch an keinen Haͤn¬
deln gelegen war, ſich bereit finden ließ. Al¬
les war an einem Morgen abgethan, und
da die Begebenheit nicht ganz verſchwiegen
blieb, ſo entging ich nicht den Scherzen mei¬
ner Freunde, die mir aus eigner Erfahrung
haͤtten vorausſagen koͤnnen, wie laͤſtig mir ge¬
legentlich die Freundſchaft des Hauptmanns
werden duͤrfte.

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[408/0416] Ich vertraute ſogleich die Sache Lerſen, und wir gingen des andern Morgens zu dem jungen Manne, den mein Freund, mit ſeiner Trockenheit, zum Lachen brachte. Wir wur¬ den eins, ein ohngefaͤhres Zuſammentreffen einzuleiten, wo eine Ausgleichung vor ſich ge¬ hen ſollte. Das Luſtigſte dabey war, daß der Hauptmann, auch dießmal ſeine Unart verſchlafen hatte, und zur Beguͤtigung des jungen Mannes, dem auch an keinen Haͤn¬ deln gelegen war, ſich bereit finden ließ. Al¬ les war an einem Morgen abgethan, und da die Begebenheit nicht ganz verſchwiegen blieb, ſo entging ich nicht den Scherzen mei¬ ner Freunde, die mir aus eigner Erfahrung haͤtten vorausſagen koͤnnen, wie laͤſtig mir ge¬ legentlich die Freundſchaft des Hauptmanns werden duͤrfte. Indem ich nun aber darauf ſinne, was wohl zunaͤchſt weiter mitzutheilen waͤre, ſo kommt mir, durch ein ſeltſames Spiel der

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/416>, abgerufen am 20.05.2024.