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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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Anschauung gelange und wir uns einen Be¬
griff machen können von dem was sie wollen
durften. Die hieraus entspringende Einsicht
wird nicht unfruchtbar bleiben und das Ur¬
theil sich endlich einmal mit Gerechtigkeit an
jenen Werken zu üben im Stande seyn. Ja
dieses wird auf das gründlichste geschehen,
wenn unser thätiger junger Freund, außer der
dem Köllnischen Dome gewidmeten Mono¬
graphie, die Geschichte der Baukunst unserer
Mittelzeit bis ins Einzelne verfolgt. Wird
ferner an den Tag gefördert was irgend über
wertmäßige Ausübung dieser Kunst zu erfah¬
ren ist, wird sie durch Vergleichung mit der
griechisch-römischen und der orientalisch-ägyp¬
tischen in allen Grundzügen dargestellt; so
kann in diesem Fache wenig zu thun übrig
bleiben. Ich aber werde, wenn die Resul¬
tate solcher vaterländischen Bemühungen öf¬
fentlich vorliegen, so wie jetzt bey freundlichen
Privatmittheilungen, mit wahrer Zufrieden¬
heit jenes Wort im besten Sinne wiederho¬

Anſchauung gelange und wir uns einen Be¬
griff machen koͤnnen von dem was ſie wollen
durften. Die hieraus entſpringende Einſicht
wird nicht unfruchtbar bleiben und das Ur¬
theil ſich endlich einmal mit Gerechtigkeit an
jenen Werken zu uͤben im Stande ſeyn. Ja
dieſes wird auf das gruͤndlichſte geſchehen,
wenn unſer thaͤtiger junger Freund, außer der
dem Koͤllniſchen Dome gewidmeten Mono¬
graphie, die Geſchichte der Baukunſt unſerer
Mittelzeit bis ins Einzelne verfolgt. Wird
ferner an den Tag gefoͤrdert was irgend uͤber
wertmaͤßige Ausuͤbung dieſer Kunſt zu erfah¬
ren iſt, wird ſie durch Vergleichung mit der
griechiſch-roͤmiſchen und der orientaliſch-aͤgyp¬
tiſchen in allen Grundzuͤgen dargeſtellt; ſo
kann in dieſem Fache wenig zu thun uͤbrig
bleiben. Ich aber werde, wenn die Reſul¬
tate ſolcher vaterlaͤndiſchen Bemuͤhungen oͤf¬
fentlich vorliegen, ſo wie jetzt bey freundlichen
Privatmittheilungen, mit wahrer Zufrieden¬
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[424/0432] Anſchauung gelange und wir uns einen Be¬ griff machen koͤnnen von dem was ſie wollen durften. Die hieraus entſpringende Einſicht wird nicht unfruchtbar bleiben und das Ur¬ theil ſich endlich einmal mit Gerechtigkeit an jenen Werken zu uͤben im Stande ſeyn. Ja dieſes wird auf das gruͤndlichſte geſchehen, wenn unſer thaͤtiger junger Freund, außer der dem Koͤllniſchen Dome gewidmeten Mono¬ graphie, die Geſchichte der Baukunſt unſerer Mittelzeit bis ins Einzelne verfolgt. Wird ferner an den Tag gefoͤrdert was irgend uͤber wertmaͤßige Ausuͤbung dieſer Kunſt zu erfah¬ ren iſt, wird ſie durch Vergleichung mit der griechiſch-roͤmiſchen und der orientaliſch-aͤgyp¬ tiſchen in allen Grundzuͤgen dargeſtellt; ſo kann in dieſem Fache wenig zu thun uͤbrig bleiben. Ich aber werde, wenn die Reſul¬ tate ſolcher vaterlaͤndiſchen Bemuͤhungen oͤf¬ fentlich vorliegen, ſo wie jetzt bey freundlichen Privatmittheilungen, mit wahrer Zufrieden¬ heit jenes Wort im beſten Sinne wiederho¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/432>, abgerufen am 20.05.2024.