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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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len können: Was man in der Jugend wünscht,
hat man im Alter genug.

Kann man aber bey solchen Wirkungen,
welche Jahrhunderten angehören, sich auf die
Zeit verlassen und die Gelegenheit erharren;
so giebt es dagegen andere Dinge, die in
der Jugend, frisch, wie reife Früchte, weg¬
genossen werden müssen. Es sey mir erlaubt,
mit dieser raschen Wendung, des Tanzes zu
erwähnen, an den das Ohr, so wie das
Auge an den Münster, jeden Tag, jede
Stunde in Straßburg, im Elsaß erinnert
wird. Von früher Jugend an hatte mir und
meiner Schwester der Vater selbst im Tanzen
Unterricht gegeben, welches einen so ernst¬
haften Mann wunderlich genug hätte kleiden
sollen; allein er ließ sich auch dabey nicht
aus der Fassung bringen, unterwies uns auf
das bestimmteste in den Positionen und Schrit¬
ten, und als er uns weit genug gebracht
hatte, um eine Menuet zu tanzen, so blies

len koͤnnen: Was man in der Jugend wuͤnſcht,
hat man im Alter genug.

Kann man aber bey ſolchen Wirkungen,
welche Jahrhunderten angehoͤren, ſich auf die
Zeit verlaſſen und die Gelegenheit erharren;
ſo giebt es dagegen andere Dinge, die in
der Jugend, friſch, wie reife Fruͤchte, weg¬
genoſſen werden muͤſſen. Es ſey mir erlaubt,
mit dieſer raſchen Wendung, des Tanzes zu
erwaͤhnen, an den das Ohr, ſo wie das
Auge an den Muͤnſter, jeden Tag, jede
Stunde in Straßburg, im Elſaß erinnert
wird. Von fruͤher Jugend an hatte mir und
meiner Schweſter der Vater ſelbſt im Tanzen
Unterricht gegeben, welches einen ſo ernſt¬
haften Mann wunderlich genug haͤtte kleiden
ſollen; allein er ließ ſich auch dabey nicht
aus der Faſſung bringen, unterwies uns auf
das beſtimmteſte in den Poſitionen und Schrit¬
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[425/0433] len koͤnnen: Was man in der Jugend wuͤnſcht, hat man im Alter genug. Kann man aber bey ſolchen Wirkungen, welche Jahrhunderten angehoͤren, ſich auf die Zeit verlaſſen und die Gelegenheit erharren; ſo giebt es dagegen andere Dinge, die in der Jugend, friſch, wie reife Fruͤchte, weg¬ genoſſen werden muͤſſen. Es ſey mir erlaubt, mit dieſer raſchen Wendung, des Tanzes zu erwaͤhnen, an den das Ohr, ſo wie das Auge an den Muͤnſter, jeden Tag, jede Stunde in Straßburg, im Elſaß erinnert wird. Von fruͤher Jugend an hatte mir und meiner Schweſter der Vater ſelbſt im Tanzen Unterricht gegeben, welches einen ſo ernſt¬ haften Mann wunderlich genug haͤtte kleiden ſollen; allein er ließ ſich auch dabey nicht aus der Faſſung bringen, unterwies uns auf das beſtimmteſte in den Poſitionen und Schrit¬ ten, und als er uns weit genug gebracht hatte, um eine Menuet zu tanzen, ſo blies

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/433>, abgerufen am 24.11.2024.