völlige Recht, sich als eine geheiligte Person anzusehn, und so befliß er sich auch in sei¬ nem Thun der aufmerksamsten Reinigkeit. Noch in spätem Alter beunruhigte es ihn ungemein, daß er seine erste Liebe einem Frauenzimmer zugewendet hatte, die ihn, da sie einen An¬ dern heiratete, in Ungewißheit ließ, ob sie ihn wirklich geliebt habe, ob sie seiner werth gewesen sey. Die Gesinnungen, die ihn mit Meta verbanden, diese innige, ruhige Nei¬ gung, der kurze, heilige Ehestand, des über¬ bliebenen Gatten Abneigung vor einer zwey¬ ten Verbindung, alles ist von der Art, um sich desselben einst im Kreise der Seligen wohl wieder erinnern zu dürfen.
Dieses ehrenhafte Verfahren gegen sich selbst ward noch dadurch erhöht, daß er in dem wohlgesinnten Dänemark, in dem Hau¬ se eines großen, und auch menschlich betrach¬ tet, fürtrefflichen Staatsmanns eine Zeit lang wohl aufgenommen war. Hier, in einem
voͤllige Recht, ſich als eine geheiligte Perſon anzuſehn, und ſo befliß er ſich auch in ſei¬ nem Thun der aufmerkſamſten Reinigkeit. Noch in ſpaͤtem Alter beunruhigte es ihn ungemein, daß er ſeine erſte Liebe einem Frauenzimmer zugewendet hatte, die ihn, da ſie einen An¬ dern heiratete, in Ungewißheit ließ, ob ſie ihn wirklich geliebt habe, ob ſie ſeiner werth geweſen ſey. Die Geſinnungen, die ihn mit Meta verbanden, dieſe innige, ruhige Nei¬ gung, der kurze, heilige Eheſtand, des uͤber¬ bliebenen Gatten Abneigung vor einer zwey¬ ten Verbindung, alles iſt von der Art, um ſich deſſelben einſt im Kreiſe der Seligen wohl wieder erinnern zu duͤrfen.
Dieſes ehrenhafte Verfahren gegen ſich ſelbſt ward noch dadurch erhoͤht, daß er in dem wohlgeſinnten Daͤnemark, in dem Hau¬ ſe eines großen, und auch menſchlich betrach¬ tet, fuͤrtrefflichen Staatsmanns eine Zeit lang wohl aufgenommen war. Hier, in einem
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voͤllige Recht, ſich als eine geheiligte Perſon
anzuſehn, und ſo befliß er ſich auch in ſei¬
nem Thun der aufmerkſamſten Reinigkeit. Noch
in ſpaͤtem Alter beunruhigte es ihn ungemein,
daß er ſeine erſte Liebe einem Frauenzimmer
zugewendet hatte, die ihn, da ſie einen An¬
dern heiratete, in Ungewißheit ließ, ob ſie
ihn wirklich geliebt habe, ob ſie ſeiner werth
geweſen ſey. Die Geſinnungen, die ihn mit
Meta verbanden, dieſe innige, ruhige Nei¬
gung, der kurze, heilige Eheſtand, des uͤber¬
bliebenen Gatten Abneigung vor einer zwey¬
ten Verbindung, alles iſt von der Art, um
ſich deſſelben einſt im Kreiſe der Seligen
wohl wieder erinnern zu duͤrfen.
Dieſes ehrenhafte Verfahren gegen ſich
ſelbſt ward noch dadurch erhoͤht, daß er in
dem wohlgeſinnten Daͤnemark, in dem Hau¬
ſe eines großen, und auch menſchlich betrach¬
tet, fuͤrtrefflichen Staatsmanns eine Zeit lang
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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