Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Nach einiger Erholung und Sammlung
traten wir unsern Rückweg nach dem Dorfe
an. Unterwegs erfuhr ich, wie dieses wun¬
derbare Zusammentreffen veranlaßt worden.
Friedricke hatte sich von dem Spazirgange zu¬
letzt abgesondert, um auf ihrem Plätzchen
noch einen Augenblick vor Tische zu ruhen,
und als jene beyden nach Hause gekommen,
hatte die Mutter sie abgeschickt, Friedricken
eiligst zu holen, weil das Mittagsessen bereit sey.

Die Schwester zeigte den ausgelassensten
Humor, und als sie erfuhr, daß die Mut¬
ter das Geheimniß schon entdeckt habe, rief
sie aus: Nun ist noch übrig, daß Vater,
Bruder, Knecht und Magd gleichfalls ange¬
führt werden. Als wir uns an dem Garten¬
zaun befanden, mußte Friedricke mit dem
Freund voraus nach dem Hause gehen. Die
Magd war im Hausgarten beschäftigt und
Olivie (so mag auch hier die ältere Schwe¬

36 *

Nach einiger Erholung und Sammlung
traten wir unſern Ruͤckweg nach dem Dorfe
an. Unterwegs erfuhr ich, wie dieſes wun¬
derbare Zuſammentreffen veranlaßt worden.
Friedricke hatte ſich von dem Spazirgange zu¬
letzt abgeſondert, um auf ihrem Plaͤtzchen
noch einen Augenblick vor Tiſche zu ruhen,
und als jene beyden nach Hauſe gekommen,
hatte die Mutter ſie abgeſchickt, Friedricken
eiligſt zu holen, weil das Mittagseſſen bereit ſey.

Die Schweſter zeigte den ausgelaſſenſten
Humor, und als ſie erfuhr, daß die Mut¬
ter das Geheimniß ſchon entdeckt habe, rief
ſie aus: Nun iſt noch uͤbrig, daß Vater,
Bruder, Knecht und Magd gleichfalls ange¬
fuͤhrt werden. Als wir uns an dem Garten¬
zaun befanden, mußte Friedricke mit dem
Freund voraus nach dem Hauſe gehen. Die
Magd war im Hausgarten beſchaͤftigt und
Olivie (ſo mag auch hier die aͤltere Schwe¬

36 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0571" n="563"/>
        <p>Nach einiger Erholung und Sammlung<lb/>
traten wir un&#x017F;ern Ru&#x0364;ckweg nach dem Dorfe<lb/>
an. Unterwegs erfuhr ich, wie die&#x017F;es wun¬<lb/>
derbare Zu&#x017F;ammentreffen veranlaßt worden.<lb/>
Friedricke hatte &#x017F;ich von dem Spazirgange zu¬<lb/>
letzt abge&#x017F;ondert, um auf ihrem Pla&#x0364;tzchen<lb/>
noch einen Augenblick vor Ti&#x017F;che zu ruhen,<lb/>
und als jene beyden nach Hau&#x017F;e gekommen,<lb/>
hatte die Mutter &#x017F;ie abge&#x017F;chickt, Friedricken<lb/>
eilig&#x017F;t zu holen, weil das Mittagse&#x017F;&#x017F;en bereit &#x017F;ey.</p><lb/>
        <p>Die Schwe&#x017F;ter zeigte den ausgela&#x017F;&#x017F;en&#x017F;ten<lb/>
Humor, und als &#x017F;ie erfuhr, daß die Mut¬<lb/>
ter das Geheimniß &#x017F;chon entdeckt habe, rief<lb/>
&#x017F;ie aus: Nun i&#x017F;t noch u&#x0364;brig, daß Vater,<lb/>
Bruder, Knecht und Magd gleichfalls ange¬<lb/>
fu&#x0364;hrt werden. Als wir uns an dem Garten¬<lb/>
zaun befanden, mußte Friedricke mit dem<lb/>
Freund voraus nach dem Hau&#x017F;e gehen. Die<lb/>
Magd war im Hausgarten be&#x017F;cha&#x0364;ftigt und<lb/>
Olivie (&#x017F;o mag auch hier die a&#x0364;ltere Schwe¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">36 *<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[563/0571] Nach einiger Erholung und Sammlung traten wir unſern Ruͤckweg nach dem Dorfe an. Unterwegs erfuhr ich, wie dieſes wun¬ derbare Zuſammentreffen veranlaßt worden. Friedricke hatte ſich von dem Spazirgange zu¬ letzt abgeſondert, um auf ihrem Plaͤtzchen noch einen Augenblick vor Tiſche zu ruhen, und als jene beyden nach Hauſe gekommen, hatte die Mutter ſie abgeſchickt, Friedricken eiligſt zu holen, weil das Mittagseſſen bereit ſey. Die Schweſter zeigte den ausgelaſſenſten Humor, und als ſie erfuhr, daß die Mut¬ ter das Geheimniß ſchon entdeckt habe, rief ſie aus: Nun iſt noch uͤbrig, daß Vater, Bruder, Knecht und Magd gleichfalls ange¬ fuͤhrt werden. Als wir uns an dem Garten¬ zaun befanden, mußte Friedricke mit dem Freund voraus nach dem Hauſe gehen. Die Magd war im Hausgarten beſchaͤftigt und Olivie (ſo mag auch hier die aͤltere Schwe¬ 36 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/571
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/571>, abgerufen am 13.05.2024.