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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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rung schützen, und mit Mauern überall umge¬
ben müssen, haben den Genius zu verehren,
der Mittel fand, massiven Wänden Mannig¬
faltigkeit zu geben, sie dem Scheine nach zu
durchbrechen und das Auge würdig und erfreu¬
lich auf, der großen Fläche zu beschäftigen.
Dasselbe galt von den Thürmen, welche nicht,
wie die Kuppeln, nach innen einen Himmel
bilden, sondern außen gen Himmel streben,
und das Daseyn des Heiligthums, das sich
an ihre Base gelagert, weit umher den Län¬
dern verkünden sollten. Das Innere dieser
würdigen Gebäude wagte ich nur durch poe¬
tisches Anschauen und durch fromme Stim¬
mung zu berühren.

Hätte ich diese Ansichten, denen ich ihren
Werth nicht absprechen will, klar und deut¬
lich, in vernehmlichem Stil abzufassen be¬
liebt, so hätte der Druckbogen von deut¬
scher Baukunst
D. M. Erwini a Stein¬
bach schon damals als ich ihn herausgab,

rung ſchuͤtzen, und mit Mauern uͤberall umge¬
ben muͤſſen, haben den Genius zu verehren,
der Mittel fand, maſſiven Waͤnden Mannig¬
faltigkeit zu geben, ſie dem Scheine nach zu
durchbrechen und das Auge wuͤrdig und erfreu¬
lich auf, der großen Flaͤche zu beſchaͤftigen.
Daſſelbe galt von den Thuͤrmen, welche nicht,
wie die Kuppeln, nach innen einen Himmel
bilden, ſondern außen gen Himmel ſtreben,
und das Daſeyn des Heiligthums, das ſich
an ihre Baſe gelagert, weit umher den Laͤn¬
dern verkuͤnden ſollten. Das Innere dieſer
wuͤrdigen Gebaͤude wagte ich nur durch poe¬
tiſches Anſchauen und durch fromme Stim¬
mung zu beruͤhren.

Haͤtte ich dieſe Anſichten, denen ich ihren
Werth nicht abſprechen will, klar und deut¬
lich, in vernehmlichem Stil abzufaſſen be¬
liebt, ſo haͤtte der Druckbogen von deut¬
ſcher Baukunſt
D. M. Erwini a Stein¬
bach ſchon damals als ich ihn herausgab,

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[149/0157] rung ſchuͤtzen, und mit Mauern uͤberall umge¬ ben muͤſſen, haben den Genius zu verehren, der Mittel fand, maſſiven Waͤnden Mannig¬ faltigkeit zu geben, ſie dem Scheine nach zu durchbrechen und das Auge wuͤrdig und erfreu¬ lich auf, der großen Flaͤche zu beſchaͤftigen. Daſſelbe galt von den Thuͤrmen, welche nicht, wie die Kuppeln, nach innen einen Himmel bilden, ſondern außen gen Himmel ſtreben, und das Daſeyn des Heiligthums, das ſich an ihre Baſe gelagert, weit umher den Laͤn¬ dern verkuͤnden ſollten. Das Innere dieſer wuͤrdigen Gebaͤude wagte ich nur durch poe¬ tiſches Anſchauen und durch fromme Stim¬ mung zu beruͤhren. Haͤtte ich dieſe Anſichten, denen ich ihren Werth nicht abſprechen will, klar und deut¬ lich, in vernehmlichem Stil abzufaſſen be¬ liebt, ſo haͤtte der Druckbogen von deut¬ ſcher Baukunſt D. M. Erwini a Stein¬ bach ſchon damals als ich ihn herausgab,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/157>, abgerufen am 24.11.2024.