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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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hatte die Ehre eines Theils der Deutschen
gegen eine verbundene Welt gerettet, und es
war jedem Gliede der Nation erlaubt, durch
Beyfall und Verehrung dieses großen Fürsten,
Theil an seinem Siege zu nehmen; aber wo
denn nun hin mit jenem erregten kriegerischen
Trotzgefühl? welche Richtung sollte es neh¬
men, und welche Wirkung hervorbringen?
Zuerst war es bloß poetische Form, und die
nachher so oft gescholtenen, ja lächerlich ge¬
fundenen Bardenlieder häuften sich durch die¬
sen Trieb, durch diesen Anstoß. Keine äuße¬
ren Feinde waren zu bekämpfen; nun bildete
man sich Tyrannen, und dazu mußten die
Fürsten und ihre Diener ihre Gestalten erst
im Allgemeinen, sodann nach und nach im
Besondern hergeben; und hier schloß sich die
Poesie an jene oben gerügte Einmischung in
die Rechtspflege mit Heftigkeit an, und es ist
merkwürdig, Gedichte aus jener Zeit zu sehn,
die ganz in einem Sinne geschrieben sind,

hatte die Ehre eines Theils der Deutſchen
gegen eine verbundene Welt gerettet, und es
war jedem Gliede der Nation erlaubt, durch
Beyfall und Verehrung dieſes großen Fuͤrſten,
Theil an ſeinem Siege zu nehmen; aber wo
denn nun hin mit jenem erregten kriegeriſchen
Trotzgefuͤhl? welche Richtung ſollte es neh¬
men, und welche Wirkung hervorbringen?
Zuerſt war es bloß poetiſche Form, und die
nachher ſo oft geſcholtenen, ja laͤcherlich ge¬
fundenen Bardenlieder haͤuften ſich durch die¬
ſen Trieb, durch dieſen Anſtoß. Keine aͤuße¬
ren Feinde waren zu bekaͤmpfen; nun bildete
man ſich Tyrannen, und dazu mußten die
Fuͤrſten und ihre Diener ihre Geſtalten erſt
im Allgemeinen, ſodann nach und nach im
Beſondern hergeben; und hier ſchloß ſich die
Poeſie an jene oben geruͤgte Einmiſchung in
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[216/0224] hatte die Ehre eines Theils der Deutſchen gegen eine verbundene Welt gerettet, und es war jedem Gliede der Nation erlaubt, durch Beyfall und Verehrung dieſes großen Fuͤrſten, Theil an ſeinem Siege zu nehmen; aber wo denn nun hin mit jenem erregten kriegeriſchen Trotzgefuͤhl? welche Richtung ſollte es neh¬ men, und welche Wirkung hervorbringen? Zuerſt war es bloß poetiſche Form, und die nachher ſo oft geſcholtenen, ja laͤcherlich ge¬ fundenen Bardenlieder haͤuften ſich durch die¬ ſen Trieb, durch dieſen Anſtoß. Keine aͤuße¬ ren Feinde waren zu bekaͤmpfen; nun bildete man ſich Tyrannen, und dazu mußten die Fuͤrſten und ihre Diener ihre Geſtalten erſt im Allgemeinen, ſodann nach und nach im Beſondern hergeben; und hier ſchloß ſich die Poeſie an jene oben geruͤgte Einmiſchung in die Rechtspflege mit Heftigkeit an, und es iſt merkwuͤrdig, Gedichte aus jener Zeit zu ſehn, die ganz in einem Sinne geſchrieben ſind,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/224>, abgerufen am 23.11.2024.