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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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zu seiner ältesten Tochter, welche freylich nicht
anders als liebenswürdig war: eher klein als
groß von Gestalt, niedlich gebaut; eine freye
anmuthige Bildung, die schwärzesten Augen
und eine Gesichtsfarbe, die nicht reiner und
blühender gedacht werden konnte. Auch sie
liebte ihren Vater und neigte sich zu seinen
Gesinnungen. Ihm, als thätigem Geschäfts¬
mann, war die meiste Zeit durch Berufsar¬
beiten weggenommen, und weil die einkehren¬
den Gäste eigentlich durch seine Frau und
nicht durch ihn angezogen wurden, so konnte
ihm die Gesellschaft wenig Freude geben.
Bey Tische war er heiter, unterhaltend, und
suchte wenigstens seine Tafel von der empfind¬
samen Würze frey zu halten.

Wer die Gesinnungen und die Denkweise
der Frau von Laroche kennt, -- und sie ist
durch ein langes Leben und viele Schriften
einem jeden Deutschen ehrwürdig bekannt ge¬
worden, -- der möchte vielleicht vermuthen,

zu ſeiner aͤlteſten Tochter, welche freylich nicht
anders als liebenswuͤrdig war: eher klein als
groß von Geſtalt, niedlich gebaut; eine freye
anmuthige Bildung, die ſchwaͤrzeſten Augen
und eine Geſichtsfarbe, die nicht reiner und
bluͤhender gedacht werden konnte. Auch ſie
liebte ihren Vater und neigte ſich zu ſeinen
Geſinnungen. Ihm, als thaͤtigem Geſchaͤfts¬
mann, war die meiſte Zeit durch Berufsar¬
beiten weggenommen, und weil die einkehren¬
den Gaͤſte eigentlich durch ſeine Frau und
nicht durch ihn angezogen wurden, ſo konnte
ihm die Geſellſchaft wenig Freude geben.
Bey Tiſche war er heiter, unterhaltend, und
ſuchte wenigſtens ſeine Tafel von der empfind¬
ſamen Wuͤrze frey zu halten.

Wer die Geſinnungen und die Denkweiſe
der Frau von Laroche kennt, — und ſie iſt
durch ein langes Leben und viele Schriften
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[278/0286] zu ſeiner aͤlteſten Tochter, welche freylich nicht anders als liebenswuͤrdig war: eher klein als groß von Geſtalt, niedlich gebaut; eine freye anmuthige Bildung, die ſchwaͤrzeſten Augen und eine Geſichtsfarbe, die nicht reiner und bluͤhender gedacht werden konnte. Auch ſie liebte ihren Vater und neigte ſich zu ſeinen Geſinnungen. Ihm, als thaͤtigem Geſchaͤfts¬ mann, war die meiſte Zeit durch Berufsar¬ beiten weggenommen, und weil die einkehren¬ den Gaͤſte eigentlich durch ſeine Frau und nicht durch ihn angezogen wurden, ſo konnte ihm die Geſellſchaft wenig Freude geben. Bey Tiſche war er heiter, unterhaltend, und ſuchte wenigſtens ſeine Tafel von der empfind¬ ſamen Wuͤrze frey zu halten. Wer die Geſinnungen und die Denkweiſe der Frau von Laroche kennt, — und ſie iſt durch ein langes Leben und viele Schriften einem jeden Deutſchen ehrwuͤrdig bekannt ge¬ worden, — der moͤchte vielleicht vermuthen,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/286>, abgerufen am 25.11.2024.