ihre schöne, Gegenwart, Wunder thun ließ. Eine nähere Prüfung verbannte sie, so wie auch der im vierten und fünften Acte um¬ ständlich ausgeführte Liebeshandel zwischen Franzen und seiner gnädigen Frau sich ins Enge zog, und nur in seinen Hauptmomen¬ ten hervorleuchten durfte.
Ohne also an dem ersten Manuscript ir¬ gend etwas zu verändern, welches ich wirk¬ lich noch in seiner Urgestalt besitze, nahm ich mir vor, das Ganze umzuschreiben, und lei¬ stete dieß auch mit solcher Thätigkeit, daß in wenigen Wochen ein ganz erneutes Stück vor mir lag. Ich ging damit um so rascher zu Werke, je weniger ich die Absicht hatte, die¬ se zweyte Bearbeitung jemals drucken zu las¬ sen, sondern sie gleichfalls nur als Vorübung ansah, die ich künftig, bey einer mit mehre¬ rem Fleiß und Ueberlegung anzustellenden neuen Behandlung, abermals zum Grunde legen wollte.
ihre ſchoͤne, Gegenwart, Wunder thun ließ. Eine naͤhere Pruͤfung verbannte ſie, ſo wie auch der im vierten und fuͤnften Acte um¬ ſtaͤndlich ausgefuͤhrte Liebeshandel zwiſchen Franzen und ſeiner gnaͤdigen Frau ſich ins Enge zog, und nur in ſeinen Hauptmomen¬ ten hervorleuchten durfte.
Ohne alſo an dem erſten Manuſcript ir¬ gend etwas zu veraͤndern, welches ich wirk¬ lich noch in ſeiner Urgeſtalt beſitze, nahm ich mir vor, das Ganze umzuſchreiben, und lei¬ ſtete dieß auch mit ſolcher Thaͤtigkeit, daß in wenigen Wochen ein ganz erneutes Stuͤck vor mir lag. Ich ging damit um ſo raſcher zu Werke, je weniger ich die Abſicht hatte, die¬ ſe zweyte Bearbeitung jemals drucken zu laſ¬ ſen, ſondern ſie gleichfalls nur als Voruͤbung anſah, die ich kuͤnftig, bey einer mit mehre¬ rem Fleiß und Ueberlegung anzuſtellenden neuen Behandlung, abermals zum Grunde legen wollte.
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ihre ſchoͤne, Gegenwart, Wunder thun ließ.
Eine naͤhere Pruͤfung verbannte ſie, ſo wie
auch der im vierten und fuͤnften Acte um¬
ſtaͤndlich ausgefuͤhrte Liebeshandel zwiſchen
Franzen und ſeiner gnaͤdigen Frau ſich ins
Enge zog, und nur in ſeinen Hauptmomen¬
ten hervorleuchten durfte.
Ohne alſo an dem erſten Manuſcript ir¬
gend etwas zu veraͤndern, welches ich wirk¬
lich noch in ſeiner Urgeſtalt beſitze, nahm ich
mir vor, das Ganze umzuſchreiben, und lei¬
ſtete dieß auch mit ſolcher Thaͤtigkeit, daß in
wenigen Wochen ein ganz erneutes Stuͤck vor
mir lag. Ich ging damit um ſo raſcher zu
Werke, je weniger ich die Abſicht hatte, die¬
ſe zweyte Bearbeitung jemals drucken zu laſ¬
ſen, ſondern ſie gleichfalls nur als Voruͤbung
anſah, die ich kuͤnftig, bey einer mit mehre¬
rem Fleiß und Ueberlegung anzuſtellenden
neuen Behandlung, abermals zum Grunde
legen wollte.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/314>, abgerufen am 23.11.2024.
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