couvertirt und förmlich adressirt war, zurück¬ zuhalten, und in der Folge zu verbrennen.
Mündlich und nachher schriftlich hatte er mir die sämmtlichen Irrgänge seiner Kreuz- und Querbewegungen, in Bezug auf jenes Frauenzimmer vertraut. Die Poesie die er in das Gemeinste zu legen wußte, setzte mich oft in Erstaunen, so daß ich ihn dringend bat, den Kern dieses weitschweifigen Aben¬ teuers geistreich zu befruchten, und einen kleinen Roman daraus zu bilden; aber es war nicht seine Sache, ihm konnte nicht wohl werden, als wenn er sich grenzenlos im Ein¬ zelnen verfloß und sich an einem unendlichen Faden ohne Absicht hinspann. Vielleicht wird es dereinst möglich, nach diesen Prämissen, seinen Lebensgang, bis zu der Zeit da er sich in Wahnsinn verlor, auf irgend eine Weise anschaulich zu machen; gegenwärtig halte ich mich an das Nächste, was eigentlich hierher gehört.
couvertirt und foͤrmlich adreſſirt war, zuruͤck¬ zuhalten, und in der Folge zu verbrennen.
Muͤndlich und nachher ſchriftlich hatte er mir die ſaͤmmtlichen Irrgaͤnge ſeiner Kreuz- und Querbewegungen, in Bezug auf jenes Frauenzimmer vertraut. Die Poeſie die er in das Gemeinſte zu legen wußte, ſetzte mich oft in Erſtaunen, ſo daß ich ihn dringend bat, den Kern dieſes weitſchweifigen Aben¬ teuers geiſtreich zu befruchten, und einen kleinen Roman daraus zu bilden; aber es war nicht ſeine Sache, ihm konnte nicht wohl werden, als wenn er ſich grenzenlos im Ein¬ zelnen verfloß und ſich an einem unendlichen Faden ohne Abſicht hinſpann. Vielleicht wird es dereinſt moͤglich, nach dieſen Praͤmiſſen, ſeinen Lebensgang, bis zu der Zeit da er ſich in Wahnſinn verlor, auf irgend eine Weiſe anſchaulich zu machen; gegenwaͤrtig halte ich mich an das Naͤchſte, was eigentlich hierher gehoͤrt.
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couvertirt und foͤrmlich adreſſirt war, zuruͤck¬
zuhalten, und in der Folge zu verbrennen.
Muͤndlich und nachher ſchriftlich hatte er
mir die ſaͤmmtlichen Irrgaͤnge ſeiner Kreuz-
und Querbewegungen, in Bezug auf jenes
Frauenzimmer vertraut. Die Poeſie die er
in das Gemeinſte zu legen wußte, ſetzte mich
oft in Erſtaunen, ſo daß ich ihn dringend
bat, den Kern dieſes weitſchweifigen Aben¬
teuers geiſtreich zu befruchten, und einen
kleinen Roman daraus zu bilden; aber es
war nicht ſeine Sache, ihm konnte nicht wohl
werden, als wenn er ſich grenzenlos im Ein¬
zelnen verfloß und ſich an einem unendlichen
Faden ohne Abſicht hinſpann. Vielleicht wird
es dereinſt moͤglich, nach dieſen Praͤmiſſen,
ſeinen Lebensgang, bis zu der Zeit da er ſich
in Wahnſinn verlor, auf irgend eine Weiſe
anſchaulich zu machen; gegenwaͤrtig halte ich
mich an das Naͤchſte, was eigentlich hierher
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/388>, abgerufen am 27.11.2024.
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