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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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und klug, nur daß er seine Herzensmeynun¬
gen nicht verbergen konnte, und dadurch, mit
dem reinsten Willen, allen Menschen vom
Mittelschlag höchst auffallend erschien.

Das Andenken an einen wunderlichen
Wirthstisch in Coblenz habe ich in Knittel¬
versen aufbewahrt, die nun auch, mit ihrer
Sippschaft, in meiner neuen Ausgabe stehn
mögen. Ich saß zwischen Lavater und Base¬
dow; der erste belehrte einen Landgeistlichen
über die Geheimnisse der Offenbarung Johan¬
nis, und der andere bemühte sich vergebens,
einem hartnäckigen Tanzmeister zu beweisen,
daß die Taufe ein veralteter und für unsere
Zeiten gar nicht berechneter Gebrauch sey.
Und wie wir nun fürder nach Cölln zogen,
schrieb ich in irgend ein Album:

Und, wie nach Emmaus, weiter ging's
Mit Sturm- und Feuerschritten:
Prophete rechts, Prophete links,
Das Weltkind in der Mitten.

und klug, nur daß er ſeine Herzensmeynun¬
gen nicht verbergen konnte, und dadurch, mit
dem reinſten Willen, allen Menſchen vom
Mittelſchlag hoͤchſt auffallend erſchien.

Das Andenken an einen wunderlichen
Wirthstiſch in Coblenz habe ich in Knittel¬
verſen aufbewahrt, die nun auch, mit ihrer
Sippſchaft, in meiner neuen Ausgabe ſtehn
moͤgen. Ich ſaß zwiſchen Lavater und Baſe¬
dow; der erſte belehrte einen Landgeiſtlichen
uͤber die Geheimniſſe der Offenbarung Johan¬
nis, und der andere bemuͤhte ſich vergebens,
einem hartnaͤckigen Tanzmeiſter zu beweiſen,
daß die Taufe ein veralteter und fuͤr unſere
Zeiten gar nicht berechneter Gebrauch ſey.
Und wie wir nun fuͤrder nach Coͤlln zogen,
ſchrieb ich in irgend ein Album:

Und, wie nach Emmaus, weiter ging's
Mit Sturm- und Feuerſchritten:
Prophete rechts, Prophete links,
Das Weltkind in der Mitten.
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[429/0437] und klug, nur daß er ſeine Herzensmeynun¬ gen nicht verbergen konnte, und dadurch, mit dem reinſten Willen, allen Menſchen vom Mittelſchlag hoͤchſt auffallend erſchien. Das Andenken an einen wunderlichen Wirthstiſch in Coblenz habe ich in Knittel¬ verſen aufbewahrt, die nun auch, mit ihrer Sippſchaft, in meiner neuen Ausgabe ſtehn moͤgen. Ich ſaß zwiſchen Lavater und Baſe¬ dow; der erſte belehrte einen Landgeiſtlichen uͤber die Geheimniſſe der Offenbarung Johan¬ nis, und der andere bemuͤhte ſich vergebens, einem hartnaͤckigen Tanzmeiſter zu beweiſen, daß die Taufe ein veralteter und fuͤr unſere Zeiten gar nicht berechneter Gebrauch ſey. Und wie wir nun fuͤrder nach Coͤlln zogen, ſchrieb ich in irgend ein Album: Und, wie nach Emmaus, weiter ging's Mit Sturm- und Feuerſchritten: Prophete rechts, Prophete links, Das Weltkind in der Mitten.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/437>, abgerufen am 25.11.2024.